Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918

Die derzeitige Tabelle ist noch ein Torso.
Ich habe mit Sicherheit nicht einmal die Liste der Hersteller vollständig erfaßt, und die Masse der im Folgenden aufgeführten Fahrzeuge dürften Einzelstücke, Prototypen oder vielleicht gar nur Projekt geblieben sein. Eine unter https://docplayer.fr/50309462-Les-vieux-tracteurs-d-avant-guerre.html abrufbare Statistik weist für den 1.10.1918 für Frankreich insgesamt 826 landwirtschaftlich genutzte Traktoren aus, davon waren 35 (oder 4,24 %) französischer, der Rest US-amerikanischer Herkunft. Französisch waren 20 Filtz, 3 De Dion, 10 Tourand Latil und 2 Motoculteurs Julien.

Literatur:
Chauveau, C.: L‘ aube de Tracteur en France“, Paris 2008 (AT), stellt alle 1917 bekannten (insbesondere französischen) Landmaschinen der Welt vor.
Descombes, Christian: La Nouvelle Encyclopédie des Tracteurs fabriqués en France, Antony 2012 (DT): Sämtliche französischen Landmaschinen- und Traktoren-Hersteller in alphabetischer Reihenfolge.
Im übrigen siehe Frankreich, Einführung. Spezielle Literatur zur Geschichte einzelner Marken findet sich in der Spalte „Bemerkungen“.

Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918 – Tabelle

Die einzelnen Firmen:

Amiot, Sept-Fontaines/Charentaines (Haute-Marne): Bau des Prototyps eines Motorpfluges und Prototyp eines Traktors.

Bajac, Liancourt (Oise): Der Landmaschinenhersteller entwarf  einen Traktor und Hackmaschinen seit etwa 1910.

Bauche, Le Chesnay (Seine-et-Oise): Bau von motorgetriebenen Hacken seit etwa 1910.

Benedetti, Grambois (Vaucluse): Herstellung eines Motorpfluges seit etwa 1913.

Champeyrache, Alès (Gard): Dreirädrige Ackerschlepper ab 1910 in geringer Anzahl.

Charmes, Paris: Fertigung von Hackmaschinen seit irgendwann vor 1914.

De Dion, Puteaux: Bau eines Ackerschleppers, von dem Ende 1918 drei vorhanden waren.

Delahaye, Paris: Fertigung von (Acker-?)zugmaschinen seit 1912.

De Mesmay, Gayant b. St.Quentin: Herstellung eines leichten Traktors ab 1912.

De Salvert, Provins: Fertigung eines Traktors im 1. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.

Doizy, Vanves (Seine): Bau eines Traktors  etwa 1913.

Fillet, Paris: Herstellung von Motorwinden ab etwa 1912 oder später.

Filtz-Grivolas, Juvisy (Seine-et-Oise): Bau von Ackerschleppern seit etwa 1912. Im Oktober 1918 waren 20 Stück in Frankreich vorhanden. Angesichts der Tatsache, daß die Firma irgendwann 1920-21 vom Markt verschwand, können die auf der mittlerweile gelöschten Seite „steel-wheels.net“ behaupteten 500 Stück nie gebaut worden sein, maximal 1/10 davon, also 50 Stück bis zum Ende der Firma erscheinen realistisch. Ferner 1915 eine Versuchsserie  von 10 Traktoren für die Genietruppe, die sich aber offenbar nicht bewährten: Nachbestellungen blieben aus.

Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918 – Tabelle

Garaman, Levallois-Perret: Herstellung eines Ackerschleppers „Ciccolini“  zu unbekanntem Zeitpunkt vor 1917.

Gilbert: Herstellungsort unbekannt. Gebaut 1912. Nur Prototyp?

Gombert: Herstellungsort unbekannt. Gebaut 1914. Nur Prototyp?

Gougis, Auneau (Eure et Loir): Traktor(en) 1904/05.

Julien: Herstellungsort unbekannt. Im Oktober 1918 gab es in Frankreich zwei „Motoculteur“ genannte motorgetriebene Pflüge bzw. Eggen.

Latil, Suresnes: Fertigung von Allradschleppern (4×4) seit etwa 1911, verschiedene Typen, hauptsächlich für die französische Armee.

Landrin, Soissons: Bau (nur eines?) Traktors 1911. Weitere Traktoren ab 1919.

Lefébure,Pont à Bucy (Aisne): Ab etwa 1913 Herstellung von Motorwinden und eines (?) Traktors.

Linard-Hubert, Troyes (Aube): Zwei Motorpflüge 1910.

Maillet, Pont-de-Veyle (Ain): Bau von diversen Traktoren und Motorfräsen ab etwa 1910 – 1913, wohl nur Versuchsstücke.

Mistrall-Broche, Levallois-Perret: Herstellung eines Ackerschleppers irgendwann zwischen 1910 und 1917.

Motoculture, Paris: Herstellung von Motorpflügen ab etwa 1912 oder später, davon einige in Frankreich und ins Ausland verkauft.

Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918 – Tabelle

Renault, Billancourt: Herstellung von Rad- und Kettenzugmaschinen für die französische Armee ab 1915 in genau überlieferter Anzahl.

Satma, Blois: Herstellung eines Traktors wohl irgendwann nach 1910.

Schneider, Creuzot: Herstellung von Kettenzugmaschinen für die französische Armee ab August 1917, bis 1918 170 Stück, die ich wie angegeben auf die Produktionsjahre verteilt habe.

Tourand & Derguesse, Levallois-Perret: Herstellung einer Motorhackmaschine undeines Ackerschleppers irgendwann um 1913.

Vermont & Quellenec, Paris: Herstellung einer landwirtschaftlichen Arbeitsmaschine 1913.

Wallut, Paris: Bau eines Motorpfluges irgendwann nach 1911.

Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918 – Tabelle

Relativ gut erfaßt sind die nachfolgenden gepanzerten  Militärfahrzeuge:

Panzerspähwagen, Radpanzer:

Charron, Puteaux: Die Firma stellte 1906 auf russische Bestellung insgesamt drei überpanzerte Automobile her. Die Russen nahmen zwei dieser Fahrzeuge jedoch wegen angeblich ungenügender Leistungen nicht ab mit der Folge, daß diese beiden Straßenpanzerwagen einige Zeit an der deutsch-russischen Grenzstation Eydkuhnen (Bahnstrecke Königsberg – Wilna-Moskau) herumstanden, bis das deutsche Reich sie schließlich aufkaufte und erprobte, allerdings auch mit negativem Ergebnis (vgl. Guderian in Militärwiss.Rundschau 1936, S.55). Daß der britische Militärhistoriker John F.Milsom angesichts dieser Fakten noch 1973 behaupten konnte, das Deutsche Reich habe diese beiden Fahrzeuge quasi unterschlagen (AFV Weapons Profile No.60, 2.Seite oben), zeigt, wie wenig man offenbar auch heute noch in England bemüht ist, Tatsachen sachlich aufzuklären. Jedenfalls führte die Erprobung dieser nur hinterachsgetriebenen Fahrzeuge (das ein Jahr vorher erschienene Panzermobil von Austro-Daimler hatte immerhin schon Allrad-Antrieb) auf deutscher Seite zu der Erkenntnis, daß solche Fahrzeuge für militärische Zwecke unbrauchbar seien.
Ab 1906 folgten weitere ca. 20 (oder 38? ) überpanzerte Autos, die in den Folgejahren an Rußland geliefert wurden.

Hotchkiss, St.Denis: Bau von 5 PKW des Typs U mit Panzerung, Bewaffnung 1 MG, im Jahr 1908, geliefert an die Türkei.

Renault, Billancourt: Den Kriegsausbruch 1914 nahm die Firma zum Anlaß, 140 PKW des Typs ED mit Panzeraufbau zu versehen. Es folgten 4 gepanzerte (und 4 ungepanzerte) Exemplare des LKW-Fahrgestells EP mit aufmontiertem 47mm-Flak-Geschütz im Jahr 1915.

Peugeot, Sochaux: versah 1915 insgesamt 150 Limousinen der Typen 146 und 148 mit Panzeraufbau und MG-Bewaffnung.  Mittlerweile war jedoch der Bewegungskrieg zu Ende, und in den Grabenkämpfen des Stellungskrieges waren diese nicht geländegängigen und letztlich überlasteten Autos völlig unbrauchbar und fristeten daher für den Rest des Krieges irgendwo in Depots hinter der Front ein beschauliches Dasein. Einige wurden nach Kriegsende an die polnische Armee abgegeben, diese sollen zu Polizeizwecken noch 1939 in Dienst gewesen sein.

White: Im Jahr 1918 beschlossen die Franzosen, 230 Fahrgestelle des leichten US-LKW dedes Typs White TBC mit im eigenen Lande hergestellten Panzerkarosserien zu versehen. Als diese jedoch fertiggestellt waren, war der Krieg zu Ende, und die Geschichte ihres Einsatzes und ihrer weiteren Umbauten gehört in die Nachkriegszeit.

Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918 – Tabelle

Renault FT-17 der niederländischen Armee, Armeemuseum Soesterburg

Kampfpanzer:

Auch die Franzosen begannen 1916 mit dem Bau von Panzerfahrzeugen mit Kettenfahrgestell.
St.Chamond Mod.16 und Schneider CA1: Waren die ersten Modelle. Sie hatten Raupenfahrgestelle der amerikanischen Firma Holt, die für das zusätzliche Panzergewicht nicht konzipiert und daher völlig überlastet waren. Der St.Chamond hatte zudem vorne und hinten einen derartigen Überhang, daß seine Geländegängigkeit sehr eingeschränkt war. Der Schneider hatte sehr hoch angesetzte Benzintanks (Fallbenzin!), die sich durch Artilleriebeschuß schnell in Brand setzen ließen. Kurz: Beide Fahrzeuge bewährten sich im Fronteinsatz nicht.
Ihr Bau begann Ende 1916 und endete im März (St.Chamond) bzw. August 1918, es errechnen sich also im Schnitt etwa 24 (St.Chamont) bzw. 20 (Schneider) Fahrzeuge pro Monat, auf diesen Berechnungen beruht meine Schätzung bezüglich der Verteilung der Produktion auf die Jahre 1916 bis 1918.

Renault FT17: war der  meistgebaute Panzer im 1. Weltkrieg: Der Zweimann-Panzer war mit 6,5 Tonnen Gesamtgewicht relativ leicht, mit einem MG bzw. einer 37mm-Kanone hinreichend bewaffnet und konnte von einem gewöhnlichen 40PS-Motor angetrieben werden (Motoren mit größerer Leistung warfen damals noch ungeheure Probleme auf).
Die Grundkonzeption dieses Panzers (Kettenlaufwerk, Motor im Heck, Hauptbewaffnung in einem um 360 Grad drehbaren Turm) ist letztlich bis heute von fast allen späteren Panzern übernommen worden. Man wird dieses Fahrzeug daher wohl am ehesten als Urahn des Kampfpanzers ansehen können (und nicht den britischen Heavy Tank Mk.I).
Vom Renault FT 17 wurden 1917 bereits 83 Stück und bis zum 11.11.18 (Waffenstillstand) insgesamt 3.177 Stück gebaut, weswegen man bis 31.12.18 etwa 3.300 Stück veranschlagen kann. Insgesamt sollen 4.000 Stück gebaut worden sein, die Produktion erstreckte sich bis 1920 und umfaßte ab 1919 Lieferungen (teils gegen Geld, teils als Geschenke) an ungefähr alle Staaten der Erde, die nicht selber Panzer herstellten.

Frankreich, Sonstige Kraftfahrzeuge bis 1918 – Tabelle