Österreich – PKW 1919 – 1945

Allgemeine Gesamtstatistik:
Mir liegt eine Statistik der österreichischen PKW-Produktion für die Jahre 1924 bis 1938 vor, diese ist aber zumindest in Teilen offensichtlich falsch:
Die glatten Zahlen 1925 bis 1934 lassen vermuten, daß es sich lediglich um Schätzungen handelt. Die Zahl von 9.000 PKW für 1929 umfaßt nach anderer Quelle PKW und LKW.
1931 und 1934 bis 1938 hat bereits die Firma Steyr alleine mehr PKW produziert, als die Statistik insgesamt als in Österreich jährlich gefertigt ausweist.
Die Zahl der 1920 bis 1923 gefertigten PKW habe ich wie folgt geschätzt:
Ich bin davon ausgegangen, daß vom PKW-Bestand des Jahres 1919 jedes Jahr 1/7 oder rd.650 Autos ersetzt werden müsse (damit wäre die durchschnittliche Lebensdauer eines PKW damals 7 Jahre). Damit ergab sich folgende Formel für die jährliche PKW-Mindestfertigung: 650 + Differenz zwischen Alt- und Neubestand + Export abzgl. Import, letzteres mangels Zahlen rd.1.000 Stück pro Jahr.

 Literatur:

Siehe Österreich, Einführung. Ferner:
Lipp, Hans (Hrg.): Kraftfahrzeuge in Deutschland 1930 – 1940, Baujahre u. Chassisnummern, München 2017, ,(KiD) enthält zu zahlreichen auch österreichischen Firmen die snst nicht mehr vorhandenen Chassisnummern und ermöglicht damit eine Beziferung der Produktion.
Oswald, Werner, Deutsche Autos 1920- 45, Stuttgart, zahlr. Auflagen seit 1982,(O) das Standardwerk für die Zeit 1920-45, behandelt in einem Anhang auch die hauptsächlichen österreichischen Marken und enthält die bei Seper u.a. vermißten Typentabellen.

Österreich, PKW 1919 – 1945, Tabelle

Die einzelnen Automobilmarken:

Austro-Daimler: Wiener Neustadt. Produktion von Autos von 1899 bis 1935. Typen und deren technische Daten bekannt, zur jeweils gebauten Stückzahl gibt es zu den Typen 6/25 PS und 15/35 PS keine Schätzungen, hier habe ich selber versucht, eine jährliche Produktion zu schätzen. Für die übrigen Typen gibt es Schätzungen von Oswald und von Pfundner, letztere sind höher, und ihr schließen sich die meisten anderen an bzw. schreiben sie hemmungslos ab. Ich habe mich unter dem Aspekt, daß Pfundner sich möglicherweise intensiver mit der Geschichte von Austro-Daimler beschäftigt hat als der große Überblicke behandelnde Oswald, grundsätzlich Pfundner angeschlossen, indessen dort, wo in KiD Fahrgestelnummern überliefert sind, die auf eine niedrigere Gesamtstückzahl als bei Pfundner schließen lassen, die niedrigere Zahl angenommen: Danach hat sich Pfundner teilweise ganz erhebllich verschätzt.

Austro-Fiat, Wien-Floridsdorf: Ein sehr schwieriges Kapitel, da nirgendwo Produktionszahlen zu finden sind. Fertigung von Automobilen von 1911 bis 1935/6. Möglicherweise sind nicht einmal alle Typen und deren technische Daten erfaßt, gebaute Anzahl unbekannt. Hinzu kommt, daß es von den Typen AF1 und 1001 sowohl PKW- wie auch leichte LKW-Varianten gibt, letztere machen einen Großteil der Gesamtfertigung aus, was das Bild weiter verzerrt. Einen Anhalt geben die überlieferten Zahlen der österreichischen Gesamtproduktion (wenn sie denn stimmen sollten): Zieht man von diesen Zahlen die auf Steyr, Austro-Daimler und Gräf & Stift entfallenden Zahlen ab, so verbleibt (abzüglich eines kleinen Anteils für sonstige Marken) ein Rest, der die Jahresproduktion von Austro-Fiat ergeben muß.

Austro-Grade, Klosterneuburg: Lizenzfertigung vermutlich des Grade F2 von 1923 bis 1925 oder bis 1926 oder bis 1927. Gebaute Zahl unbekannt.

Austro-Rumpler, Wien: Hat mit der Flugzeugfirma Rumpler nichts zu tun! Produktion eines Cyclecar von 1921 bis 1922. Produzierte Stückzahl unbekannt, aber wohl gering.

Austro-Tatra, Simmering-Atzgersdorf: Lizenzfertigung des Tatra 57 wohl erst ab 1937 bis 1938, vorher nur Handel, bestenfalls Montage. Ca.300 Stück gebaut.

Avis, Aspern b.Wien: In  Herstellung von Automobilen von 1921 bis 1928. 1921-23 nur einzelne Versuchsmodelle. Ab 1924 ein 1000-ccm-Typ, ab 1927 Typ 5. Technische Daten und gebaute Zahl unbekannt, von mir geschätzt wie angegeben.

Österreich, PKW 1919 – 1945, Tabelle

Baja, Wien: Produktion eines Cyclecar in drei Typen von 1920 bis 1925. Typen und deren technische Daten bekannt, gebaute Stückzahl unbekannt und von mir geschätzt.

Barth & Köhler, Wien:  Fertigung eines kleinen Sportwagens (auch als Lieferwagen erhältlich) von 1920 bis 1921. Genaue Technische Daten und gebaute Anzahl unbekannt, viele können es angesichts der nur einjährigen Produktionsdauer nicht gewesen sein.

Eos, Wien: Herstellung eines Cyclecar mit unbekannten technischen Daten von März 1919 bis April 1920 in unbekannter Zahl. Angesichts der wenigen Quellen und der Zeit (1919-20 ging im neu formierten Österreich alles „drunter und drüber“) können es nicht viele Autos gewesen sein.

ESA (Egon Seilnacht Automobile), Wien-Atzgersdorf: Produktion von Autos von 1917 bis Nov.1925. Genaue technische Daten aller Typen unbekannt. Zunächst ein Cyclecar in unbekannter Stückzahl bis 1919, dann ein Typ 3/8 PS in 200 Stück von 1920 bis 1926, weiter ein Sechszylinder Typ 16 PS (es muß sich um Steuer-PS handeln) in 35 Stück von 1920 bis 1925.

Fischamend: Siehe Baja

Fuchs, Wien-Inzersdorf: Fertigung von Sport- und Lieferwagen von 1922 bis 1925. 1924 Leistung des Motors von 15 auf 20 PS gesteigert. Gebaute Anzahl unbekannt und von mir geschätzt.

Gloriette, Brunn am Gebirge: Herstellung eines kleinen Sportwagens: Prototyp 1932, Serie ab 1934 oder 1936 bis 1938, wenige, von mir entsprechend geschätzt.

Gräf & Stift, Wien: Produktion von Autos seit etwa 1901, spezialisiert auf Wagen der Oberklasse. Typen und deren technische Daten bekannt. Die Stückzahlen beruhen auf Schätzungen von Oswald, der indessen die bis 1924/5 gebauten Typen Universal V2 und V3 und Spezial V4 nicht erwähnt: Deren Anzahl habe ich selber anhand der Menge der Nachfolgemuster zu schätzen versucht.
Beachte, daß Oswald die Motordaten des Gräf & Stift C6 falsch angibt: Es handelte sich um einen Lincoln-V12-Motor – Gräf & Stift fertigte seit Ende der Dreißigerjahre keine eigenen Motoren mehr, sondern nur noch fremde in Lizenz, verließ sich bei PKW auf Citroen und Ford/Lincoln, bei LKW auf Mercedes.

Grofri (Groß & Friedmann), Wien-Atzgersdorf: Fertigung von Automobilen von 1921 bis 1927:
Typ 12/40 PS von 1921-25, genaue Daten und Stückzahl unbekannt, von mir analog zum ESA Typ 16 PS geschätzt.
Amilcar-Lizenzen von 1924 bis 1927 in unbekannter Anzahl.

Österreich, PKW 1919 – 1945, Tabelle

Herz & Schröter, Wien: Herstellung eines Kleinwagens mit 3 (Steuer-)PS von Herbst 1921 bis Herbst 1922. Genaue technische Daten und gebaute Zahl unbekannt, viele werden es angesichts der kurzen Produktionszeit nicht gewesen sein.

Kral, Wien: Produktion eines Kleinwagens mit unbekannten technischen Daten von 1921 bis 1923 in unbekannter Stückzahl, jedoch „nicht viele“.

Linett, Wien:  Fertigung eines Cyclecar mit unbekannten Daten von 1921 bis 1928. Gebaute Anzahl unbekannt, es sollen nur wenige gewesen sein, Hauptgeschäft der Firma war der Handel mit, nicht die Herstellung von Automobilen.

Perl, Wien-Liesing: Ursprünglich seit 1911 LKW-Bau (Lizenz Berna). Ab 1921 Herstellung eines Kleinwagens 3/15 PS, später abgelöst durch die Typen 3/16 PS und Suprema 4/17PS. Gebaute Zahl unbekannt, muß aber nicht völlig unbedeutend gewesen sein, sonst wäre der Bau nicht bis 1928 fortgesetzt, sondern schon früher wieder aufgegeben worden. Inwieweit die in Mossners Handbuch für 1925 angegebene Stückzahl von 100 Kleinwagen pro Monat („soll auf 200 erhöht werden“) tatsächlich die monatliche Durchschnittsproduktion betrifft oder nur eine theoretisch mögliche Spitzenleistung, muß derzeit offenbleiben. Andererseits kann angesichts der österreichischen Gesamt-PKW-Produktion (sofern diese richtig angegeben ist) die jährliche Gesamtproduktion von Perl nicht viel über der von mir geschätzten gelegen haben.

Puch, Graz: Produktion der Typen Alpenwagen I und Alpenwagen II von 1919 bis 1923, nach anderer Quelle ersterer nur bis 1920: Das halte ich für unwahrscheinlich: 1919 ging in Österreich alles „drunter und drüber“, viele Autos werden auch im eher beschaulichen Graz nicht produziert worden sein. Damit entfiele die Masse der 300 produzierten Stück auf das Jahr 1920. Dann wären aber 1920 fast 300 Stück und damit so viele gefertigt worden, daß man die Produktion fortgeführt hätte. Wenn man indessen eine Produktion beider Wagen bis 1923 annimmt, ergeben sich ab 1921 langsam sinkende Stückzahlen, bis schließlich die Fertigung unrentabel wird und man sich auf Motorräder beschränkt – Domäne von Puch bis in die jüngste Zeit.
Ferner Fertigung einer Versuchsserie von 12 Stück eines Kleinwagens im Jahr 1929.

Recordmobil: Nach Seper/Pfundner/Lenz Automobilbau um 1920. Alles andere unbekannt. Nach VKMA Produktion von 1910 bis 1912 – also in der Vorkriegszeit.

Ru-An: Siehe Austro-Rumpler

Simplum: Nach Seper/Pfundner/Lenz Automobilbau um 1920. Alles andere unbekannt.

Steyr, Steyr: Fertigung von Automobilen seit 1920. Typen, deren technische Daten und jährlich gebaute Zahl bekannt.

Umann, Wien: Herstellung von Kleinwagen von 1919 bis 1923. Typ U1 4/10 PS in den Jahren 1919-20, Typ U2 7/18 PS von 1920-23.Genaue technische Daten und gebaute Anzahl unbekannt und von mir geschätzt.

WAF (Wiener Automobil-Fabrik), Wien: Produktion von Autos der Mittel- und Oberklasse von 1919 bis 1925. Typen bekannt, aber nicht deren technische Daten und die gebaute Stückzahl. Letztere von mir geschätzt.

Österreich, PKW 1919 – 1945, Tabelle