Tschechoslowakei – PKW 1919 – 1945

Zu den Statistiken:
Die bei „Tatsachen und Zahlen“ für die Zeit 1925-38 veröffentlichten Statistiken enthalten offenkundig nicht die an das tschechische Militär gelieferten Fahrzeuge, diese können aus Spielberger entnommen werden. Im übrigen bleibt die Differenz zwischen errechneter und statistisch vorgegebener Summe (sehr bedeutend vor allem bis 1933) unklar: Es mögen Lieferwagen etc. in offiziellen Statistiken grundsätzlich als PKW gerechnet worden sein, dadurch erklärt sich aber nur ein Teil der Abweichungen.

 Literatur: Siehe Tschecho-Slowakei, Einführung. Spezielle Literatur zur Geschichte einzelner Marken findet sich in der Spalte „Bemerkungen“.

Tschechoslowakei, PKW 1919 – 1945, Tabelle

Zu den einzelnen Firmen:

 AERO, Prag: Produktion von Automobilen seit 1928. Die Publikationslage ist so gut, daß nirgendwo Schätzungen erforderlich waren.

ASPA (Akziova Spolecnost Pribramske Automobilky), Pribrans: Herstellung von Autos von 1924 bis 1929. Suman schätzt die Produktion auf etwa 40 PKW, die im wesentlichen dem Typ 5/15 PS angehören dürften. Der ASPA M 7/24 PS wurde kaum gebaut.
Angesichts  der Tatsache, daß die Bestandsstatistik für 1933 30 PKW u. 6 Nutzfahrzeuge der Marke ASPA aufführt, scheint diese Berechnung bei Annahme, daß 1933 bereits 20% der produzierten Fahrzeuge wieder ausgesondert waren, nachvollziehbar.

CAS (Ceská Automobilová Spolecnost), Prag: Fertigung von Cyclecars ab 1921 bis 1924, produzierte Stückzahl nicht bekannt.

CZ (Ceskoslovenská Zbrojovka), Brünn: Waffenfabrik, vor allem für ihre MG-Entwicklungen bekannt. Produktion von Automobilen von 1924 bis 1936. Die gefertigten Typen Z-4, Z-5 Express, Z-6 Hurvinek und Z-9 hatten alle Zweitaktmotor und wurden auch als Kleinlieferwagen gebaut. Gesamtproduktion jedes Typs bekannt, nicht jedoch die jeweilige Jahresproduktion. 1936 Einstellung der Automobilfertigung, die wohl nie große Gewinne einbrachte, zugunsten vermehrter Waffenherstellung.

Disk: Siehe CZ

ENKA: siehe Aero

Gatter, Reichstadt (tschech. Zakupy): Herstellung eines Kleinstwagens von 1930 bis 1936 (oder 1928 bis 1934?). 1933 waren 45 Stück des 1930-4 gebauten PKW zugelassen. Da nichts exportiert sein dürfte (Händler im Ausland fehlen), errechnen sich 10-20 Autos pro Jahr, am Schluß weniger (sonst wäre die Produktion nicht eingestellt worden) und damit insgesamt ca.60 produzierte Autos.

Hückel, Schönau bei Neutitschein: Fertigung von Autos von 1921 bis 1935, es werden etwa 1 – 2 Autos pro Jahr genannt. Diese Angabe habe ich in der gegebenen Weise umgesetzt, wohl wissend, daß sie so in der Realität wohl nicht war, aber andererseits damit auch zeigend, daß es letztlich für die Gesamtsumme egal ist, in welchem Jahr ein oder vielleicht gar keines in welchem zwei oder vielleicht sogar drei Fahrzeuge gefertigt wurden.

Tschechoslowakei, PKW 1919 – 1945, Tabelle

Isis, Prag: Produktion von Automobilen von 1923 bis 1928, angeblich  insgesamt etwa 20 Stück. Wenn diese Zahl richtig ist, so können von dem nur für 3 Monate produzierten 770ccm-Isis maximal 3 Fahrzeuge und vom 1500 ccm-Isis in 1927 und 1928 ebenfalls maximal drei Fahrzeuge gefertigt worden sein, der Rest (ca. 15 Stück) verbleibt für das 1100ccm-Modell und verteilt sich in  der einen oder anderen Weise auf den gesamten Produktionszeitraum dieses Typs 1925-28.

ITAR, Prag-Smichow: Produktion von Motorrädern von 1920  bis 1929. Daneben fertigte die Firma 1927 (und nur in diesem einen Jahr) auch Dreiräder, ob 5 Stück, ob nur 2 oder auch 10, bleibt offen: Jedenfalls war es eine Summe, die eine Fortführung der Produktion als unrentabel erscheinen ließ.

Jawa, Prag: Herstellung von Autos ab 1934, Motor Lizenz des deutschen DKW, Stückzahlen teils als Gesamt-Stückzahlen, teils auch für die einzelnen Jahre genau in den verschiedenen Quellen angegeben.

Kroboth, Sternberg i. Mähren: Fertigung eines Kleinstwagens von 1931 bis 1932: 1931 insgesamt 6 als Ausstellungsstücke, 1932 immerhin angeblich 150 Stück (einschließlich oder ohne die 1931 gefertigten Ausstellungsstücke?). Was letztlich zum Scheitern der Firma angesichts der doch nicht unbeträchtlichen Produktion führte – ob es tatsächlich Drangsalierereien des Deutschen durch tschechische Behörden waren.- bleibt offen, jedenfalls zeigt sich auch hier, daß derartige Winzlinge sich auf Dauer der Kundschaft nicht als vollwertiges Auto verkaufen ließen. Kroboth wurde 1945 wegen seiner deutschen Abstammung von den Tschechen vertrieben und versuchte in Bayern in den Fünfzigerjahren erneut mit einer Kleinstwagenkonstruktion sein Glück – wiederum ohne Erfolg (vgl. Deutschland, PKW 1945-68).

Laurin & Klement: Siehe Skoda

Nesselsdorf: Siehe Tatra

Orion, Schlan: Produktion von Motorrädern von 1902 bis 1937, von dreirädrigen Kleinwagen nur 1930 in unbekannter Stückzahl: Ich habe 10 Stück geschätzt, es mögen auch weniger gewesen sein: Jedenfalls war die Produktion so gering, daß eine Fortsetzung sich nicht lohnte.

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Panek, Rakonitz: Herstellung von wenigen Stücken eines „Sphinx“ genannten Cyclecar im Jahre 1921.

Petrasek: Siehe Start

Posejpal & Zwetschke, Kolin: Fertigung eines Cyclecar 1921 bis maximal 1923. Bei Wettfahrten 1921 u. 1922 war je 1 Fahrzeug beteiligt, die Firma saß in Kolin. Ich habe die Herstellung von 5 Fahrzeugen angenommen, vielleicht war es auch nur ein einziger Prototyp, vielleicht auch 10 Fahrzeuge, die rund um Kolin Käufer fanden, aber mehr wohl nicht.

Praga, Prag-Liben: Produktion von Automobilen seit 1905.Grundsätzlich ist die jährliche Produktion von Fahrzeugen der Fa. Praga durch das Buch von Prihoda optimal erfaßt. Offen bleibt lediglich bei den jeweiligen Serien, ob diese wirklich vollständig in dem Jahr, in dem sie bestellt wurden, auch gefertigt wurden, oder ob sich der Fertigungszeitraum bis ins nächste Jahr hinzog. Für die Differenz zwischen den rechnerisch gefertigten Fahrzeugen eines Jahres und der teilweise in Statistiken angegebenen Jahresproduktion habe ich keine Erklärung.
Einen Typ Praga Baby mit 800 ccm Hubraum, dessen Existenz in der einen oder anderen Quelle behauptet wird, gab es offensichtlich nicht, sondern nur einen solchen mit 1.000 ccm.

Sibrava, Prag-Holeschowitz: Fertigung von Autos von 1921 bis 1926 oder 1928. Weiterbau des Walter-Dreiradfahrzeuges mit ca. 10 Ex./Jahr, diese Anzahl habe ich auch für das ab 1925 gebaute Vierrad-Kleinauto angenommen.

 Skoda / Laurin-Klement, Pilsen u. Jungbunzlau: Unter dem Namen Laurin-Klement Herstellung von Autos von 1905 bis 1925, dann schloß sich die Firma an den Rüstungs- und Schwerindustrie-Konzern Skoda an, der neue Betätigungsfelder suchte und ohnehin unter dem Namen 25/100 KS den Hispano-Suiza H6 in Lizenz baute. Es sind lediglich je Typ die produzierte Gesamtzahl und der Fertigungszeitraum zu ermitteln gewesen. Ich habe die Jahresproduktion in der angegebenen Weise verteilt, die Abweichungen pro Jahr gegenüber der tatsächlichen Produktion dürfte gering (10 bis max. 30%) sein. Die Stückzahlangaben zu den einzelnen Typen sind in allen Quellen identisch, lediglich beim 25/100 KS ist nicht klar, ob 50 oder 100 Stück produziert wurden.

Start, Königgrätz (tschech. Hradec Kralove): Produktion von Automobilen von 1921 bis 1931.Vom Typ B und C sollen zusammen ca. 80, vom D2 ca.50, vom E4 ca.10 und vom D6 ca.3 bis 4 Stück gefertigt worden sein, zusammen also 144 PKW. 1933 waren 158 PKW und 26 Nutzfahrzeuge zugelassen.  Nimmt man an, daß 1933 bereits 10% der seinerzeit gefertigten Autos verschrottet oder aber ins Ausland exportiert waren, wurden insgesamt ca. 175 Start produziert, die Produktion wäre also etwa 20 % höher gewesen, als bei Suman und Prochazka/Martov geschätzt.

Stelka, Pribrans: Herstellung von Autos von 1922 bis 1924, das Auto war Vorläufer des ab 1924 gefertigten ASPA (s.o.) Es sollen „nicht viele“ gebaut worden sein, ich habe 5 Stück geschätzt.

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Tatra, Nesselsdorf (tschech. Koprivnice): Fertigung von Autos seit 1898, bis 1919 unter dem Namen Nesselsdorf. Jährliche Stückzahlen zu den einzelnen Typen fehlen leider. Die bei Schmarbeck genannten Zahlen differieren mit den bei Janik genannten, die bei Janik genannten lassen sich mit den bei Suman genannten jährlichen Gesamtzahlen optimal in Einklang bringen, daher halte ich die bei Janik genannten für wahrscheinlicher.

Vaja, Prag: Von dem 1928-9 in Prag gefertigten Fahrzeug waren 1933 noch 6 im Verkehr. Ich habe daher 8 Stück als produziert angenommen. Die in der Beaulieu Encyclopaedia zu findende Schätzung von ca.40 Fahrzeugen dürfte damit erheblich zu hoch sein (und ist ein warnendes Beispiel dafür, wie vorsichtig man mit in der Literatur ohne nähere Erläuterung genannten Schätzungen umgehen sollte).

Walter, Prag: Produktion von Automobilen von 1908 bis 1937. Das für die Stückzahl der in der Tschechoslowakei gebauten Automobile  wohl schwierigste Kapitel. Suman gibt 1.393 produzierte PKW für 1928 an, 1.498 Stück für 1929. Das ist als Jahresproduktion in beiden Fällen viel zu hoch, auch, wenn man die gebauten LKW mit einrechnete. Die Zahlen scheinen schlüssig, wenn man sie als Gesamtzahl aller seit 1913 produzierten Vierrad-PKW annimmt: Dann wären bis 1913-28 1.393 PKW produziert worden, bis 1929 105 weitere. Das erscheint angesichts der überlieferten Zahlen (80 vor dem 1.Weltkr., 1920-21: 200 Stück vom Typ W 1 Z) plausibel, ebenso angesichts der Zahl von 1.865 im Jahr 1933 in der Tschechei zugelassenen Walter-PKW, und würde zwischen 1922 und 1928 eine Produktion von durchschnittlich ca.150 PKW/Jahr bedeuten, entsprechend habe ich die Produktion geschätzt.
Die jeweilige Jahresproduktion an PKW für 1933-7 ist überliefert, hier entfällt der Hauptanteil auf die in Lizenz produzierten Fiat-Modelle Junior, Bijou, Princ und Lord.
Walter Royal V12: Ich halte 3-4 Ex. für realistischer als 10-15, ebenso ist Suman in meinen Augen die authentischere Quelle. Möglicherweise sind bei den 10-15 Stück Omnibusse oder Feuerwehren mit gleichem Motor mitgezählt worden.

Wikov, Prosnitz (tschech. Prostejov): Herstellung von PKW von etwa 1924 bis 1937, danach nur noch LKW und Traktoren. Die Gesamtzahl der einzelnen Typen und ihre Bauzeit sind überliefert, die pro Jahr gefertigte Anzahl leider nicht und war daher entsprechend zu schätzen.

Z: siehe CZ

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