Belgien – Einführung

Der Stoff ist in 4 Tabellen gegliedert:

In Belgien entwickelte sich ähnlich wie in den umliegenden Staaten auch ab ca. 1895 eine eigene Automobilindustrie, die –ähnlich wie in Frankreich- aus einer großen Anzahl kleiner und kleinster Firmen bestand, die oft nur über wenige Jahre Autos produzierten. Nur die Firma Minerva mit einer Jahresproduktion von 1200 Autos im Jahr 1913 kann zu den größeren gezählt werden.

Während ab August 1914 kriegsbedingt die Automobilproduktion bis Ende 1918 ruhte, setzte sich – bedingt durch das amerikanische Beispiel – auch in Belgien die Erkenntnis durch, daß nur das in großen Massen gefertigte Automobil halbwegs preisgünstig verkauft werden könne, infolgedessen wagten von den etwa 26 Firmen, die 1914 existierten, nur zwölf 1919 einen Neuanfang.

Den Löwenanteil der Produktion – bis zu 50%- stellte in der Zwischenkriegszeit wieder die Firma Minerva, die – ähnlich Spyker in den Niederlanden, Hispano-Suiza in Spanien und Martini in der Schweiz- sich auf Wagen der Ober- und Luxusklasse spezialisiert hatte und vor allen Dingen vom Exportgeschäft lebte. Als dieser Exportmarkt mit der Weltwirtschaftskrise zusammenbrach, erholte sich auch Minerva von diesem Schlage nicht, wurde von Imperia aufgekauft und baute ab Mitte der Dreißigerjahre nur noch Nutzfahrzeuge.

Interessant ist, daß zwar Kleinwagen schon früh angeboten wurden (von FN und Imperia), indessen nie in lohnenswerten Stückzahlen produziert wurden. Schuld daran waren wohl die rigiden Zollschranken, mit denen sich viele Länder nach dem 1.Weltkrieg gegen Billig-Importe, besonders aus den USA, zu schützen versuchten. Daher blieben die belgischen Kleinwagen auf den belgischen Markt beschränkt, und dieser war für eine Massenproduktion damals noch zu klein. Infolgedessen gingen die belgischen Automobilbaufirmen nach und nach alle ein, bis sich die letzte belgische PKW-Marke –Imperia- Ende der Dreißigerjahre mit Adler-Lizenzbauten (und Montage von Peugeot) nur noch mühsam über Wasser hielt. Daneben wurden in Belgien Renault und Citroen montiert.

Auch der LKW-Bau wurde in den Dreißigerjahren seines heimischen Charakters entkleidet und bestand im wesentlichen in der Montage amerikanischer Modelle, daneben Eigenkonstruktionen mit ausländischen (USA, Deutschland, England) Fremdmotoren.
Es fällt auf, daß – noch drastischer als in Frankreich- in der Zwischenkriegszeit eigentlich keine Ackerschlepper gebaut wurden.

Quellen:
Es gibt Gesamtdarstellungen der belgischen Automobilindustrie, die jüngste ist:
Kupelian, Jacques & Yvette, Sirtaine, Jacques: Grand livre de’l Automobile Belge, FSA, Brüssel 2012 (mit englischer Übersetzung im Anhang) (zit.: GLAB). Es ist eigentlich das Standardwerk zur belgischen Automobiilindustrie. Das Werk enthält leider keinerlei Typenübersichten mit den Hauptdaten und Produktionszeiträumen der einzelnen Typen, die man sich mühsam aus dem Text zusammenklauben muß. Produktionszahlen fehlen üblicherweise.