Italien – PKW-Produktion 1919 – 1945
Allgemeine Gesamtstatistik:
Für die Zeit 1919-45, also ab Ende des ersten Weltkrieges bis zum Ende des 2. Weltkrieges, liegen mir für die italienische Kraftfahrzeug-Produktion zwei Statistiken vor:
Die erste findet sich in dem zitierten Werk von Pignato/Cappellano, Bd.I auf S.501 und beruht auf Angaben der A.N.F.I.A. Sie unterscheidet bis einschließlich 1924 nicht zwischen PKW und LKW, die runden Zahlen bis 1933 legen die Vermutung nahe, daß es sich bis einschließlich 1933 um geschätzte Angaben handelt. Erfreulicherweise wird die Tabelle bis 1945 (also auch während der Kriegszeit) weitergeführt.
Die zweite Tabelle findet sich in der in Deutschland ab 1925 jährlich erschienenen vom Reichsverband der deutschen Kraftverkehrswirtschaft herausgegebenen Jahrbuch: „Tatsachen und Zahlen aus der Kraftverkehrswirtschaft“, allerdings nur für die Jahre 1927 bis einschließlich 1938.
Beide Tabellen unterscheiden sich in ihren Angaben teilweise erheblich, insbesondere, wie sich die jährlich produzierten Kraftfahrzeuge in PKW und LKW aufteilen, weniger, was die Gesamtsumme der jährlich produzierten Kraftfahrzeuge (PKW + LKW) betrifft. Dies führe ich darauf zurück, daß zahlreiche auf PKW-Fahrgestell montierte Kasten- und Lieferwagen („Furgoncini“) hergestellt wurden, die in einem Falle (aufgrund gleichen Fahrgestells) den PKW, in anderen Fällen (aufgrund des Einsatzzweckes) den LKW zugeteilt wurden. Ferner spricht die Tabelle der A.N.F.I.A. nicht von „Camione“ (=LKW), sondern von „Autoveicoli industriali“, also „industriellen“ oder besser „Wirtschaftsfahrzeugen“. Dieser Begriff ähnelt daher dem englischen „commercial car“, wozu bekanntlich alle Kraftfahrzeuge gehören, die Erwerbszwecken dienen, also z.B. auch Taxis. Im Ergebnis bleibt die wenig befriedigende Feststellung, daß es zumindest in der damaligen Zeit internationale Maßstäbe, nach denen PKW und LKW unterschieden wurden, nicht gab, sondern dies üblicherweise durch die jeweilige einheimische Steuergesetzgebung letztlich geregelt wurde – und auch hier möglicherweise in den einzelnen Zeitabschnitten nicht nach einheitlichen Regeln.
Unterschiede der Tabellen in der Gesamtzahl mögen sich aus Rundungsdifferenzen, unterschiedlicher Angabe der Firmen (Kalenderjahr / Geschäftsjahr / Modelljahr, Produktion oder Absatz), aber auch aus Rechenfehlern und Zahlendrehern ergeben.
Für die Jahre 1919-24 habe ich versucht, die Gesamtzahl der nach Angaben der A.N.F.I.A. produzierten Fahrzeuge auch nach PKW und LKW aufzuteilen, und zwar nach folgender Formel:
„Die Gesamtzahl der tatsächlich produzierten PKW verhält sich zur Gesamtzahl aller produzierten Kraftfahrzeuge wie die Gesamtzahl der errechneten PKW zur Gesamtzahl der errechneten Gesamtproduktion.“
Diese Formel anzuwenden ist grundsätzlich gefährlich und verleitet zu Zirkelschlüssen (wenn sie diesen nicht sogar bereits von Anfang an enthält). Wenn ich sie gleichwohl hier angewandt habe, so erfolgte dies unter der Berücksichtigung des Umstandes, daß im Zeitraum 1919-45 etwa 80% aller in Italien produzierten Fahrzeuge FIAT waren, von dieser Firma eine Aufteilung nach PKW und LKW vorliegt und daher die Fehlerwahrscheinlichkeit sehr gering sein dürfte. Es überwiegt daher in meinen Augen der Vorteil, daß man bei vorzunehmenden Schätzungen der Einzelproduktion die Übersicht über die Gesamtproduktion behält.
Die in der Zeile „Differenz“ niedergelegten Zahlen errechnen sich wie folgt: LKW + PKW nach Pignato/ Cappellano abzüglich LKW + PKW nach meinen Berechnungen („rechnerisch“). Nachdem ich in vielen Fällen nach mehr oder weniger freier Phantasie den Produktionsumfang einzelner Typen schätzen mußte, habe ich mich bemüht, diese Schätzungen so vorzunehmen, daß die Gesamtsumme der jährlich errechneten Fahrzeuge regelmäßig um mindestens 100 Stück unter der von Pignato/ Cappellano angegebenen Gesamtzahl liegt. Für die großen Differenzen zwischen statistisch angegebenen und rechnerisch ermittelten PKW-Produktionszahlen in den Jahren 1928 bis 1933 habe ich allenbfalls die Erklärung, daß -was wenig bekannt ist – Ford in Italien von 1923 bis in die Dreißigerjahre ebenfalls Autos montierte und diese Montagen sich möglicherweise in den Statistiken niedergeschlagen haben (vgl. Ford).
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Die einzelnen Automobilmarken:
FIAT, Turin:
Da die Firma in der italienischen Automobilindustrie der Zwischenkriegszeit eine beherrschende Stellung innehatte (über 80% aller 1919-45 produzierten italienischen PKW waren FIAT!), ist sie allen übrigen italienischen Marken vorangestellt, insoweit bin ich vom Grundsatz der alphabetischen Auflistung abgewichen.
Die jährlichen Produktionszahlen wie auch die Produktionszahlen der einzelnen Modelle sind sehr gut publiziert (siehe Literaturangaben, ferner www.zuckerfabrik 24), sodaß ich mich auf folgende Anmerkungen beschränken kann:
FIAT 1T: Es liegt für die Jahre 1919-22 lediglich eine Gesamtzahl von produzierten Fahrzeugen vor, die ich in der angegebenen Weise auf die einzelnen Jahre verteilt habe. Für die Jahre 1921 und 1922 ergibt sich die angegebene Zahl zwingend, wenn man von der Gesamtzahl der produzierten Fahrzeuge die für die jeweiligen Typen als sicher angegebenen Stückzahlen sowie 2 Stück Fiat 520 Superfiat in 1921 und 3 Stück in 1922 abzieht.
FIAT 3A: Angaben zum Produktionsumfang in den Jahren 1919 und 1920 fehlen, er wird gering gewesen sein. Ich habe ihn anhand der vorhergehenden Produktion (200-150/Jahr) in der angegebenen Weise geschätzt.
Fiat 505: Angaben zum Produktionsumfang in den Jahren 1919 und 1920 fehlen. Angesichts der Tatsache, daß das Fahrzeug erst im Laufe des Jahres 1919 erschien und 1921 knapp 1900 Stück gefertigt wurden, habe ich die Zahl für 1919 auf 100 Stück und 1920 auf 1200 Stück geschätzt.
Fiat 510: Dieser zur Oberklasse zählende PKW wurde sicher in geringerer Zahl produziert als der Mittelklasse-PKW Fiat 505. Unterstellt man die angegebenen Gesamt-Produktionszahlen als richtig, so errechnet sich für 1919 38 Exemplare, und für 1920: 703 Stück. Wenn der in die gleiche Fahrzeugklasse fallende Fiat 3A (s.o.) in geringerer Zahl oder gar nicht mehr gefertigt wurde, würden sich diese oder andere der oben genannten Stückzahlen entsprechend erhöhen.
Fiat 508 M und 1100 C Coloniale/Militare: Leider gibt es für diese in der Literatur keine gesonderten Produktionsziffern, sie sind vermutlich in den Stückzahlen der FIAT 508 Ballila bzw. 1100 mit enthalten. Vom Fiat 508 Militare wurden 1935-6 650 Stück für das italienische Heer bestellt. Geht man von ähnlichen oder geringeren Zahlen für die Zeit ab 1932 aus, kommt man auf eine Gesamtzahl von ca. 1.000 Stück. Für den FIAT 1100 Militare weist Pignato/Cappellano eine Bestellung für das italienische Heer von 5544 Stück nach, weitere mögen an Luftwaffe und Marine, vielleicht auch an das Ausland (Spanien?) geliefert worden sein, sodaß die angegebene Gesamtschätzung von 6.000 Stück zutreffen könnte.
Fiat 508/Fiat 508 Ballila 1934: Zieht man von der für die Jahre 1932-4 angegebenen Gesamtproduktion von 41.396 Stück die Jahresproduktion 1932 und 1933 ab, so verbleiben für 1934: 3.628 Stück, es verbleiben 24.147 Tipo 508 Ballila für 1934.
Fiat 1100 AL (lungo =langes Fahrgestell) Dieser vor allem in der Kriegszeit mit Kastenaufbauten versehene Typ, der daher wohl eher den LKW zuzurechnen wäre, ist aber in den vorliegenden Statistiken bei den PKW mitgezählt – so daher auch hier.
Der 1921-22 gefertigte Fiat 520 Superfiat wurde mit 2 Stück für 1921 und mit 3 Stück für 1922 angenommen: Bei anderer Stückzahl oder Verteilung würden sich die in den gleichen Jahren gefertigten Fiat 1T (siehe oben) entsprechend reduzieren oder erhöhen.
Da nahezu alle Typen –wie sonst selten- zahlenmäßig genau für jedes Jahr beziffert sind, wundern die teilweisen Abweichungen zu der bei Schmarbeck wie bei Zuckerfabrik angegebenen Gesamtzahl. Soweit diese nur wenige Stück beträgt, mag dies durch nicht in Serie gegangene Einzelexemplare (Prototypen, Versuchs- und Rennwagen etc.) erklärbar sein. Die Abweichung von knapp 4.000 Stück in 1926 und genau 400 Stück in 1934 mag mit einem Druck- oder Abschreibfehler begründet sein, insbesondere aber für die Abweichungen in 1932 und 1931 habe ich keine schlüssige Erklärung. Die Abweichung von 102 Stück in 1944 sind Fiat 1500, die aus irgendwelchen Gründen in einigen Statistiken fehlen. Die Zahlen für 1945 sind die Produktionszahlen für das ganze Jahr, während die bei den einzelnen Typen lediglich die Schätzungen für die Monate Jan. bis April angeben.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Alfa-Romeo, Mailand: Die Firma, die Ende 1915 in das Vermögen der Romeo-Werke übergegangen war (die Romeo-Werke produzierten diverse Schwerindustrie-Erzeugnisse, ab 1918/9 auch Traktoren, s.d.), nannte sich ab 1920 Alfa-Romeo und war in der Zwischenkriegszeit noch spezialisiert auf Kleinserien von Sport- und Rennwagen, den Weg zur Großserienherstellung von Gebrauchsfahrzeugen mit sportlicher Note beschritt sie erst in der Zeit nach 1945.
Die jährlichen Stückzahlen sind in den angegebenen Quellen optimal publiziert und zusammengestellt. Im Bundesarchiv sind teilweise abweichende Zahlen für die Abnahme von Fahrzeugen ab Okt.1943 zu finden, diese sind in Fußnoten vermerkt. Die beim Bundesarchiv angegebenen Zahlen sind meist höher als die angegebenen Produktionszahlen. Dies erkläre ich damit, daß die Wehrmacht möglicherweise Fahrzeuge, die zwar schon fertiggestellt, aber noch nicht an den Besteller ausgeliefert waren, beschlagnahmte und damit abnahm: Diese Fahrzeuge sind also bereits bei den in den Vorjahren produzierten mitgezählt.
Alfieri, Mailand: Zeit- und Zahlenangaben fehlen. Die Firma, die entweder von 1923-4 oder von 1925-27 existierte, produzierte Fahrzeuge nur als Einzelstücke oder in sehr geringer Anzahl. Beim Tipo 2 handelte es sich um ein Einzelexemplar, nach anderer Ansicht um eine Kleinserie (2-3 Stück?).
Je nachdem, ob man das Doppelte oder auch nur de Hälfte meiner Schätzung annimmt, kommt man auf eine Gesamtzahl von 5 – 20 Exemplaren.
AM (Arminio Mezzo) Cyclecar: Siehe Mezzo
Amilcar, Rom, sp. Verona: Die für ihre kleinen Sportwagen bekannte französische Firma stellte von 1925-29 in Italien in Lizenz Fahrzeuge her, wobei allerdings Fahrgestelle und Motoren ausschließlich aus Frankreich importiert wurden und nur die Aufbauten in Italien gefertigt wurden: Das Werk in Rom bzw. Verona war damit letztlich nichts anderes als ein reiner Karosseriebetrieb wie Karmann oder Gläser in Deutschland, und man kann darüber streiten, ob die dort fertiggestellten Fahrzeuge überhaupt als im Lande gebaute PKW oder eher als Importe zu rechnen sind. Da die Firma Amilcar in entsprechenden Kreisen für ihre Produkte international bekannt war, kann man von einer Produktion in mindestens etwa der hier angegebenen Größe ausgehen – anderenfalls hätte sich das Unternehmen auch kaum über 5 Jahre halten können.
Der Typ 6CV (903ccm) kann – wenn überhaupt- nur 1925 gebaut worden sein, da seine Produktion in Frankreich in diesem Jahr auslief. Die Produktion des 6CV Sport ist dagegen neben der des CGS bis 1928 denkbar.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Ansaldo, Genua: Die Firma, die vor dem 1.Weltkrieg vor allem im Rüstungssektor und in der Schwerindustrie tätig war, wandte sich –wie viele andere in gleicher Lage- 1919 dem Automobilbau zu. Der in etlichen Varianten von 1919 bis etwa 1930 gebaute Vierzylinder Typ 4 wurde ab 1923 (oder 1924?) von einem Sechszylinder Typ 6 mit nur etwa 150 ccm größerem Hubraum ergänzt, der sicher dem Auto –das grundsätzlich eine betont luxuriöse Ausstattung erhielt- besser anstand. Ab 1926 folgte noch ein 1,5-Liter Vierzylinder (Tipo 10 Utilitario), dessen Name eine bevorzugte Verwendung als Kleinlieferwagen vermuten läßt, der aber in allen Quellen als PKW erwähnt wird. Ab 1929 gab es den Sechszylinder (Tipo 18) mit jetzt 2,8 Liter Hubraum und parallel dazu einen Achtzylinder (Tipo 22).
Wann die Automobilproduktion bei Ansaldo endete: ob schon 1931 oder erst 1936- ist nicht ganz klar: Nach Amtmann/Schrader standen jedenfalls Ende 1930 eine Menge unverkaufter Autos bei Ansaldo „auf Halde“. Diese wurden nicht etwa, weil unverkäuflich, verschrottet, sondern –wie dies in Italien in vergleichbaren Fällen grundsätzlich üblich war- durch einen Verwalter verkauft, der hierzu auch bei Preisen erheblich unter den ursprünglichen Gestehungskosten mehrere Jahre brauchte. Infolgedessen waren die Autos auch nach Produktionsende noch einige Zeit in immer wieder neu aufgelegten Katalogen und auf Messen angeboten, das Produktionsende läßt sich also nicht anhand fehlender Erwähnung in Katalogen oder Fehlens auf Verkaufsständen feststellen. Inwieweit man hierbei auch nach 1930 noch aus vorhandenen Teilen Fahrzeuge zusammenschraubte und hierbei durch leichte Änderungen am Chromzierrat oder Kühlergrill ein neues Modell vortäuschte, inwieweit man dies durch Umbau fertiger Modelle tat, wird sich nur klären lassen, wenn irgend jemand die einschlägigen Firmenunterlagen auswertet, falls diese noch vorhanden sein sollten.
Die jährliche Gesamtproduktion wird übereinstimmend für 1920 mit 287 Fahrzeugen, für 1921 mit 443 Fahrzeugen angegeben. Ab 1922 soll die Fahrzeugproduktion „1000 bis 2000 Exemplare im Jahr“ betragen haben. Für 1925 wird eine Jahresproduktion von 1200, für 1926 eine solche von 2500 Stück angegeben.
Eine Aufteilung nach einzelnen Typen konnte ich nirgendwo finden, sie blieb daher meiner Phantasie überlassen. Hierbei habe ich mich von der These leiten lassen, daß von dem kleineren Vierzylinder vielleicht mehr Fahrzeuge als vom luxuriösen Sechszylinder hergestellt wurden, und daß Sportvarianten erfahrungsgemäß etwa 10 – 20 % der Gesamtfertigung ausmachen. Die Produktion der Typen 18 und 22 ist mit „ca.400 Fahrzeuge“ im Schrifttum beziffert, auch hier habe ich unterstellt, daß mehr Sechszylinder (Tipo 18) als Achtzylinder (Tipo 22) gebaut wurden.
Anzani, Mailand: Die für ihre Flugzeugmotoren bekannte Firma Anzani stellte in ihrer Zweigniederlassung in Mailand in den Zwanzigerjahren einige der damals beliebten Cyclecars her, wobei aber der Beginn der Produktion (1923, 1924 oder 1925?) wie auch das Ende (1924 oder erst 1927?) in der Literatur widersprüchlich genannt werden. Es soll sich um Einzelstücke mit verschiedenen aus Frankreich stammenden Motoren von 750 bis 1100 ccm Hubraum gehandelt haben, zu einer Serienfertigung ist es offenbar nie gekommen.
Aurea/FATA (Fabbrica Anonima Torinense Automobili), Turin: Die Firma begann mit dem Automobilbau im Jahre 1920, er endete –je nach Quelle- zwischen 1929 und 1932. Hergestellt wurde ein Vierzylinder von anfänglich 1.460 ccm Hubraum.
Eine Quelle nennt 380 gebaute Autos für 1924, 430 für 1925 und 415 für 1926. Eine weitere Quelle nennt ca. 1000 Autos insgesamt bei einem Höhepunkt im Jahre 1925. Letztere Angabe scheint wahrscheinlicher, sie korrespondiert mit den 126 im Jahr 1925 beschäftigten Arbeitern, da man bei händischer Fertigung zur damaligen Zeit etwa 1 Auto pro Arbeiter pro Jahr rechnen kann. Nach autopasion18 soll die Produktion nach 1926 sehr gering gewesen sein und sich auf den Zusammenbau aus Ersatzteilen beschränkt haben. Das scheint zweifelhaft: Immerhin kam noch 1927 der Tipo 600 als neues Modell heraus, dieser Typ kann eigentlich nicht aus älteren Ersatzteilen zusammengebaut worden sein. Es erscheint daher wohl richtiger, erst ab Einsetzen der Weltwirtschaftskrise ab 1929/30 rapide sinkende Stückzahlen anzunehmen.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Barison, Livorno: Dieser Mittelklassewagen aus der Hafen- und Industriestadt Livorno wurde von 1923-5 in angeblich 25 Exemplaren gefertigt, auffällig ist die damals hohe Leistung des 2,5-Liter-Motors von 55 PS, was auf eine sportliche Note des Fahrzeugs schließen läßt. Die Produktion endete vermutlich, als der begrenzte regionale Markt gesättigt war.
Bianchi, Mailand: Die 1905 gegründete Firma, deren Schwerpunkt im Fahrrad- und Motorradbau lag, baute in der Zwischenkriegszeit hauptsächlich Wagen der unteren Mittelklasse, die sich über die Typenreihe S1 – S15 – S4 – S5 bis zum S9 entwickelten. Daneben gab es den ab 1922 in angeblich 750 Exemplaren gebauten 2-Liter-Wagen Bianchi S18. Dieser wurde 1924 vom Tipo S20 (2,3-Liter) abgelöst, von dem bis 1929 immerhin 890 Stück gebaut wurden. Es folgte ab 1931-5 ein Achtzylinder (S8), der die gleichen Zylindermaße hatte wie der zeitgleich gebaute S4, und ab 1933 der 6-Zylinder S6, ebenfalls mit den Zylindermaßen 68 x 100 mm.
Die Produktion des kleinen Vierzylinders S5 ist für die Zeit 1926-34 mit insgesamt 6.600 Stück angegeben, womit sich eine jährliche Produktion von etwa 1000 Stück errechnet. Die in H.O.Neubauer (Hrg.), Chronik des Automobils, Augsburg 1989, S.131 erwähnten 90.000 Stück bis 1929 gehören damit in den Bereich der Fabel – es mögen 900 in 1929 gewesen sein (oder auch 9.000 insgesamt von 1919-29).
Vier- und Sechszylinder wurden in immer geringer werdenden Stückzahlen bis 1939 gefertigt, hierbei wurde der Sechszylinder vor allem an das Militär geliefert (möglicherweise sollte damit das Unternehmen staatlich subventioniert werden). Der im Jahr 1935 erschienene Fiat 1500 mit gleichem Hubraum, aber 6 Zylindern, mag den Produktionsrückgang des S9 mit bewirkt haben.
1939 endete die PKW-Produktion und wurde erst Mitte der 50erjahre durch Fertigung von FIAT-Derivaten wieder aufgenommen.
Soweit Jahres-Produktionszahlen fehlen, habe ich diese geschätzt. Ich ließ mich dabei von der Annahme leiten, daß die Vorgänger und Nachfolger des S5 in ähnlicher Menge, vielleicht in etwas geringerer Anzahl jährlich produziert wurden, und daß die Produktion der großen Typen nur wenig ins Gewicht fiel. Für die Zeit ab 1935 half der Umstand, daß Bianchi neben FIAT, Alfa-Romeo und Lancia die einzige italienische Firma war, die PKW in Serie herstellte: Da zur Produktion FIAT, Alfa-Romeo und Lancia exakte Produktionsziffern vorliegen, konnte ich durch Abzug dieser Ziffern von der Gesamtproduktion den Rest errechnen.
Zum angeblich 1923 (wie lange?) produzierten Bianchi S16 liegen mir weder schlüssige technische Daten noch sonstige brauchbare Angaben vor.
Insgesamt gehört die Firma Bianchi in der Zwischenkriegszeit zu den bedeutenderen unter den kleinen italienischen Marken. Daß eine brauchbare Firmengeschichte bis heute fehlt, ist sehr zu bedauern und wohl auf den Umstand zurückzuführen, daß die Firma –im Gegensatz zu Alfa-Romeo- nur Alltags- und keine aufsehenerregenden Luxusautos herstellte.
Für 1922 gibt es eine Angabe zur Jahres-Gesamtproduktion (1200 Stück). Siehe auch https://www.registrostoricobianchi.it/la-bianchi/le-auto/
B.N.(Bianchi e Negro), Turin: Die in Turin ansässige Firma stellte in den Jahren 1924 und 1925 in angeblich immerhin 150 Exemplaren einen 1-Liter-Kleinwagen her. Die Zahl mag stimmen: Man darf nicht übersehen, daß FIAT im Jahr 1924 in dieser Klasse kein Konkurrenzmodell anbot. Als allerdings dann 1925 der in Großserie hergestellte FIAT 509 erschien, mag dies dazu geführt haben, daß B.N. noch im gleichen Jahr die Tore schloß.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
C.A.R. (Construzioni Automobili Riunite), Mailand: Die Firma stellte von 1927 bis 1929 den französischen GAR 7CV in Lizenz her. Stückzahlangaben fehlen (übrigens auch beim Lizenzgeber). Allzuviele können es nicht gewesen sein, sonst hätte das Unternehmen nicht nach drei Jahren wieder seine Tore geschlossen, aber auch nicht zu wenige, sonst hätte man die Fertigung schon früher wieder aufgegeben.
Ceirano, Turin: Die sehr umtriebigen und aus der Pionierzeit des italienischen Automobilbaus nicht wegdenkbaren Brüder Giovanni Battista, Giovanni, Ernesto und Matteo Ceirano gründeten etliche italienische Automobilfirmen oder waren in ihnen in leitender Position tätig.
Giovanni schied 1917 bei der Firma SCAT (s.u.) aus, als SCAT kriegsbedingt den Automobilbau aufgab und stattdessen Flugmotoren produzierte. Er gründete zusammen mit seinem Sohn noch im gleichen Jahr, nach anderer Quelle (wiki de.) erst 1919 die Firma Ceirano Giovanni Fabbrica Automobili, kurz Ceirano. Diese begann 1919 mit einem 2,3 Liter-Vierzylinder (Typ CS, auch CS-1 genannt), dessen Hubraum sich in den Nachfolgemodellen CS 2auf 2,5 und CS 4 auf 3 Liter vergrößerte. Nach anderer Ansicht waren CS 2 und CS 4 keine Nachfolgemodelle, sondern parallel zum CS gefertigte Rennwagen und Spezialausführungen. 1922 erschien der 6-Zylinder 30 Lusso. Im März 1923 (nach wiki de. erst 1925) schlossen sich Ceirano und SCAT zusammen, die neue Firma wird bald als Ceirano, bald als SCAT, auch als SCAT-Ceirano bezeichnet (siehe SCAT).
Über den Umfang der Produktion ab 1919 liegt kein Anhaltspunkt vor, meine Schätzungen liegen möglicherweise zu hoch.
Chiribiri, Turin: Auch ein schwieriges Kapitel. Die Firma existierte seit 1908, entwickelte seit 1910 einen Kleinwagen zur Serienreife, dessen Produktion aber der Ausbruch des 1.Weltkrieges verhinderte. Hergestellt wurde ab 1919 ein Fahrzeug der unteren Mittelklasse mit 1,7, später 1,5 Liter Hubraum und, davon abgeleitet, mehrere Sport- und Rennversionen (typisch italienisch). Die Produktion soll „nie sehr hoch“ gewesen sein (was auch immer das heißen mag). Die von mir angenommenen Zahlen beruhen auf der grundsätzlichen Annahme, daß im Zeitalter der beginnenden Fließbandfertigung eine Mindestzahl von Fahrzeugen jährlich gebaut werden mußte, um ein Unternehmen über immerhin 8 Jahre wirtschaftlich betreiben zu können. Gleichwohl mögen meine Schätzungen um einiges zu hoch liegen. Klären lassen wird es sich wohl nicht mehr: Sämtliche Firmenunterlagen sollen bei einem Bombenangriff 1943 vernichtet worden sein.
C.I.P., Turin: Das Unternehmen stellte von 1922-4, nach Costantino von 1921-3 Cyclecars in einer normalen und einer Sport-Version her. Die angenommenen Zahlen sind ganz grobe Schätzungen – viele Autos können es nicht gewesen sein.
Citroen Italiana, Mailand: Die Nachrichten sind dürftig. Das Unternehmen wurde 1924 gegründet und 1938 endgülttig geschlossen. Zunächt beschränkte man sich offenbar auf Verkauf etc. der damals gängigen Citroen-Typen, ab 1926 kam in vermehrtem Maße Montage einschließlich Karosseriebau hinzu. Ende 1927 soll eine Produktionsspitze von 30 Autos pro Tag erreicht worden sein, was indessen mit Sicherheit eine einmalige kurzzeitige Leistung darstellt und mit Sicherheit nicht als Jahresdurchschnittswert gewertet werden darf: Dieser ist nach allgemeinen Erfahrungen mit etwa 1/4 dieser Zahl, also 7-8 Autos pro Tag = max. 2000 im Jahr anzusetzen.
Auffällig ist in den Jahren 1926 bis 1933 die starke Differenz zwischen den nach offizieller Statistik insgesamt in Italien gebauten Autos und der Summe, die sich durch Addition der von einzelnen Marken jährlich gebauten Autos ergibt: Offenbar sind hier die in Italien montierten Citroen und Ford mit eingerechnet worden. Sollte diese meuine Vermutung zutreffen, dann wären von beiden Marken zuammen in der Zeit 1926 bis 1933 jährlich zwischen 1000 und 4.000 Autos montiert worden.
Erwähnt werden die Typen Citroen B14, C4 und C6, woraus ich schließe, daß 1933/4 (ähnlich wie bei Ford in Bologna, s.u.) die Montage aufgrund regierungsseitiger Restriktionen aufhörte und man lediglich den Handel noch bis 1938 fortsetzte, im übrigen zu Ford Italia siehe dort.
C.M.N. (Construzioni Mecchanice Nazionali), Pontedera b. Mailand: Das aus der 1917 geschlossenen Firma de Vecchi hervorgegangene Unternehmen stellte ab 1919 einen 2,3-Liter-Vierzylinder her, der 1921 um einen Sechszylinder ergänzt wurde. Der 1923 kurz vor Toresschluß noch hergestellte Tipo 7 dürfte nur noch in ganz wenigen Exemplaren gebaut worden sein, wenn es nicht bei einem Prototyp blieb. Wer meint, meine durch nichts belegbaren Schätzungen seien für ein Fahrzeug dieser Klasse zu hoch, sei darauf hingewiesen, daß auch andere kleinere italienische Firmen über 100 Autos jährlich in dieser Hubraumklasse herstellten.
Colombo, Mailand: Das Dreirad dieser Firma hatte einen für diese Fahrzeugklasse ungewöhnlich großen Motor (1.300 ccm) und wird daher nur in ganz geringer Anzahl hergestellt worden sein, da das Käuferpublikum häufig für derartige Abnormitäten eine geringere Zuneigung entwickelt als ihr Erfinder.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Daino, Cremona: Der nur für knapp zwei Jahre produzierte 1,5-Liter-Wagen kann auch nicht große Stückzahlen erreicht haben.
Dainotti, Pavia: Die von der Firma 1922-3 produzierten 1,5- und 2-Liter Achtzylinder-PKW waren eigentlich nur als Rennwagen brauchbar, ihre Anzahl dürfte daher minimal gewesen sein.
Diatto, Turin: Die seit 1905 existente Firma, die im 1.Weltkrieg LKW produziert hatte, nahm 1919 die PKW-Produktion wieder mit dem Typ 20-25 HP 4DA (2,7 Liter) auf, in dem wir eine Neuauflage des schon 1914 produzierten 20-25HP vermuten dürfen, und ergänzte ihn um den 1-Liter-Kleinwagen Tipo 10 und ein allerdings nur in 15 Exemplaren gebauten Tipo 30 (Lizenzmodell der Firma Bugatti). Der Kleinwagen scheint auf Dauer kein Erfolg gewesen zu sein, sein Bau wurde schon 1923 aufgegeben. Im gleichen Jahr wurde der Tipo 20-25HP durch ein neues 2-Liter-Modell (Tipo 20) ersetzt, welches –ab 1925 durch die Dreiliter-Modelle Tipo 25 und Tipo 35 ergänzt, bis 1927 gebaut wurde.
Insgesamt sollen seit 1905 etwa 8.500 Autos gebaut worden sein, zieht man hiervon die PKW- und LKW-Produktion vor 1919 von geschätzten 2.700 PKW und 900 LKW ab, verbleiben für die Zeit ab 1919 etwa 4.900 PKW.
Ich bezweifle, ob die Tipi 25 und 35 wie auch der Tipo 26 ein Erfolg waren: In den Zwanzigerjahren beginnt das von den USA ausgehende „Zylinder-Rennen“, Fahrzeuge der Oberklasse glänzten damit, daß sie immer mehr Zylinder erhielten, was schließlich in den 16-Zylinder-Modellen von Cadillac und Marmon gipfelte. Das Käuferpublikum müßte also für einen Wagen von mehr als 2,5 Liter Hubraum damals einen Sechszylinder-Motor erwartet haben. Im November 1923 kam es zur Liquidation des Unternehmens infolge Bankrotts der Hausbank, gefolgt von einem Neuanfang im Mai 1924. Im März 1927 erfolgte erneut die Zwangsliquidation, 1928 sollen noch einige Autos aus Teilen zusammengesetzt worden sein. Unter diesen Rahmenbedingungen komme ich zu den geschätzten Stückzahlen, wobei ich unterstelle, daß Sportvarianten in etwa 20% der Limousinen-Variante produziert wurden.
Eine brauchbare Typenzusammenstellung findet sich unter www.diatto.it.
Nach anderer Ansicht (The Automobile 10/04 S.10) soll die Nachkriegsproduktion von Diatto erheblich geringer gewesen sein: Sie soll erst 1923 voll angelaufen sein, da bis dahin wegen schleppender Zahlung der Rüstungslieferungen aus der Kriegszeit eine erforderliche Investition in Produktionsanlagen für eine Friedensfertigung nicht möglich gewesen sei. Kaum angelaufen, sei die Produktion Ende 1923 durch den Zusammenbruch der Hausbank erneut für einige Zeit unterbrochen worden, und infolgedessen wären in der Nachkriegszeit nur etwa 1000 PKW gebaut worden (also etwa 1/5 der oben geschätzten Summe).
Andererseits gibt es für 1926 eine Stückzahlangabe (650 im Jahr): Die Richtigkreit dieser Angabe unterstellt, dürfte die Gesamtproduktion der Nachkriegszeit doch eher bei 4.000 als bei 1.000 Stück gelegen haben.
Edit: Siehe Mezzo
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Fadin, Mailand: Die französische Firma Derby produzierte von 1924 bis 1926 in Mailand unter dem Namen Fadin ihren Typ 6/8 CV und 7/10 CV als 8-22 HP und 10-24 HP Sport.. Da die Produktion schon nach drei Jahren wieder endete, kann sie nicht allzu bedeutend gewesen sein. Einen gewissen Umfang muß sie aber erreicht haben, sonst hätte die Muttergesellschaft das Unternehmen früher abgebrochen bzw. damit gar nicht erst begonnen.
F.A.S.T. (Fabbrica Automobil Sport Turini), Turin: Die von 1919-25 bestehende Firma baute ihren Dreiliter-Wagen Tipo Uno, gefolgt 1923 vom Tipo Due, „in geringer Anzahl“. Der Wagen hatte die für damalige Zeit enorm hohe Leistung von 80 PS, was für eine Verwendung im wesentlichen als Rennwagen spricht. Diese Verwendung schließt indessen nicht aus, daß ich die Zahl der gebauten Fahrzeuge vielleicht doch zu niedrig geschätzt habe, wie das Beispiel des zeitgleich gebauten Nazzarro Tipo 5 zeigt. Daß der Wagen bei Manfred Weiss in Budapest in Lizenz gebaut worden sein soll, verweise ich allerdings in den Bereich der Fabel: Welchen Markt sollte Anfang der Zwanzigerjahre in dem von den Folgen des verlorenen 1.Weltkrieges gebeutelten Ungarn für einen Rennwagen gegeben haben? Und woher sollte die nur in Kleinserie produzierende italienische Firma FAST das Personal nehmen, um eine Lizenzproduktion zu betreuen? Möglicherweise liegt eine Verwechslung mit der Fa. FIAM vor.
FIAM (Fabbrica Italiana Automobili e Motori), Brescia, Sp. Turin: Herstellung eines Kleinwagens von 1921 oder 1924 bis 1927 in unbekannten (wohl eher geringen) Stückzahlen. Das Auto wurde auch bei Manfred Weiss, Budapest, in Lizenz hergestellt.
F.O.D. (Fonderine Officine De Benedetti), Turin:Der ab 1924 oder 1925 bis1927 gebaute Wagen soll von 1924-6 in etwa 500 Stück hergestellt worden sein, Man mag zunächst einwenden, daß bei einer Produktion von 500 Stück in drei Jahren die Fertigung sich gelohnt hätte und daher fortgeführt worden wäre. Wer dies behauptet, übersieht, daß es auch in den Fünfzigerjahren Firmen gab, die derartige Kleinstwagen herstellten, und die nach einer kurzen zwei- bis dreijährigen Blütezeit den Kraftfahrzeugbau wieder einstellten (Gutbrod, Heinkel, Zündapp, in Italien ISO), weil das Publikum sich eben doch unter einem Auto etwas Größeres vorstellte und vielleicht auch diese Fahrzeuge zu schwach ausgelegt waren, sodaß sie im Alltagsbetrieb zu anfällig waren. 500 Autos in drei Jahren sind daher durchaus denkbar.
Fongri, Turin: Die auf Motorräder spezialisierte Firma stellte 1919-25 „in geringer Anzahl“ auch einen Kleinwagen mit 0,6Liter-Motor her. Von dem etwas wackelig und primitiv aussehenden Fahrzeug mögen bis zu fünf Stück pro Jahr, vielleicht auch etwas mehr, hergestellt worden sein; Hauptbeschäftigung bei Fongri blieb die (auch nicht allzu bedeutende) Motorradproduktion.
Ford Italia, Triest/Bologna: Das gesamte Kapitel „Ford in Italien“ ist wenig bekannt und mäßig publiziert, folgende Fakten jedoch mehrfach erwähnt: Ford eröffnete 1923 ein Montagewerk im Freihafen von Triest, worüber diese Stadt, die 1919 zu Italien gekommen war und damit ihren Status als der österreichisch-ungarische Hafen (und ihr ganzes Hinterland als Handelsgebiet) eingebüßt hatte, sicher nicht unglücklich war. 1929 wurde dieses Montagewerk auf Anweisung der italienischen Regierung geschlossen, weil man alles daransetzte, die heimische Automobilindustrie zu fördern und hierbei vor allem amerikanische Automarken, die ihre Fahrzeuge aufgrund enormer Stückzahlen zu sehr günstigen Preisen anbieten konnten, als lästige Konkurrenz ansah. Daraufhin verlegte Ford seine Montagestraßen nach Bologna und montierte dort weiterhin Automobile, ab etwa 1933/4 jedoch (fast?) nur noch Traktoren. In jedem Falle handelt es sich um Montage von in den USA bereits vorgefertigten Teilen, nicht (wie in Deutschland oder England) um eigenständige Produktuion im Lande . Über Stückzahlen ist nichts überliefert; unterstellt man indessen, daß die Montage von Ford-PKW bei der italienischen Produktion der Jahre bis 1934 mit eingerechnet wurde und sich so die große Differenz zwischen der statistischen und der rechnerischen Gesamtsumme für einzelne Jahre erklärt, so mögen (zusammen mit Citroen Italiana, s.o.) zwischen 1.000 und 4.000 Stück jährlich montiert worden sein. Diese Zahl erscheint auch angesichts vergleichbarer Zahlen in anderen europäischen Ländern nicht unrealistisch.
Garanzini, Mailand: Von dem 1924-6 produzierten Kleinwagen sollen „nur ganz wenige“, worunter ich maximal 10 Stück verstehe, hergestellt worden sein.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
I.E.N.A.( Industria Economoca Nazionale Automobili di Tomasi), Lodi: Die Firma produzierte von 1922-5 ca.150 Stück eines Kleinwagens, von dem es eine Normalausführung mit 750 ccm und eine Sport-Ausführung mit 1,1-Liter Chapuis-Dornier-Motor gab. (Falls der 750ccm-Motor auch von Chapuis-Dornier stammte, könnte er 58 mm Bohrung und 82 mm Hub gehabt haben). Ich habe den Sportwagen-Anteil mit etwa 1/3 der Fertigung angenommen.
Isotta-Fraschini, Mailand: Die Firma, deren Schwerpunkt in der Schwerindustrie und im Großmotorenbau für Schiffe, Lokomotiven und später Flugzeuge lag, stellte auch ab 1901 Kraftfahrzeuge her. Hierbei konzentrierte man sich bald auf Fahrzeuge der Oberklasse , die dann im 1. Weltkrieg kriegsbedingt durch LKW und Flugmotoren abgelöst wurden.
Nach dem ersten Weltkrieg nahm man den Bau von Luxusautos wieder auf. Der ab 1919 neu konstruierte Tipo 8 erschien allerdings wohl erst 1921 auf dem Markt. Das Auto gehörte neben Hispano-Suiza, Rolls-Royce, Maybach und Minerva zu den großen Luxus-Fahrzeugen der Zwanzigerjahre und wurde vor allem in die USA exportiert. Als dieser Exportmarkt infolge der Wirtschaftskrise Ende 1929 zusammenbrach, war es mit dem Fahrzeug zu Ende. Man versuchte noch 1933 einen Neuanfang mit dem modernisierten Typ 8B, von dem angeblich 100 Stück hergestellt wurden. Indessen streitet man sich in der erschienene Literatur, in welchem Umfang diese 100 Autos wirklich, und, wenn ja, wann fertiggestellt wurden: Zum Teil sollen sie, in Teile zerlegt, in der Hoffnung auf bessere Zeiten eingelagert worden und dann 10 Jahre später im 2.Weltkrieg alliierten Bomben zum Opfer gefallen sein.
Möglicherweise verfuhr man beim Verkauf der überschüssigen Produktion wie bei Ansaldo und bot die Fahrzeuge über irgendeine Firma zu stark herabgesetzten Preisen an: Eine Verkaufsmethode, die für Luxusfahrzeuge (bei denen es gerade nicht auf den Preis ankommt) wenig erfolgreich ist.
Zahlenangaben zum Produktionsumfang gibt es leider nur zur Gesamtproduktion der jeweiligen Modelle, nicht als Einzelproduktion für die jeweiligen Jahre, sodaß ich hier auf allgemeine Spekulationen angewiesen blieb.
Itala, Turin: Auch ein ganz schwieriges Kapitel. Die Firmen-Geschichte des Schweizers Hediger (in Automobile Quarterly 38) gibt zwar eine Liste aller angeblich gebauten Modelle, ist aber auch hier möglicherweise nicht vollständig und nennt fast keinerlei Stückzahlen. Solche fand ich für die hier einschlägige Zeit lediglich in einer russischen(!) Weltnetz-Seite (www.drive2.ru), die aber wiederum keine Quelle ihrer Erkenntnis nennt und 300 „Bestellungen“ für 1922 und 800 „Verkäufe“ für 1924 nennt, aber nicht sagt, was darunter zu verstehen sein soll: Kaufvertragsabschlüsse? Über was? Fertige (wenn ja, in welchem Jahr gebaute?)oder erst irgendwann in den Folgejahren zu bauende Fahrzeuge? Konnten diese Verträge noch storniert werden? Unterstellt man, daß 1924 tatsächlich 800 Autos gebaut und auch verkauft wurden, erscheint mir dies etwas hoch, wenn auch nicht ausgeschlossen (1911 wurden auch angeblich 750 Stück produziert).
Auch bei dieser Firma ist das Produktionsende unklar und soll irgendwo zwischen 1932 und 1934 liegen.
Die kriegsbedingt aufgenommene Flugmotorenproduktion wurde 1919 eingestellt, stattdessen die Vorkriegstypen Tipo 39, 25 HP und 35 HP kurz erneut gefertigt. Noch 1919 erschien als Neukonstruktion der Tipo 51 mit 2,8-Liter-Motor, der zumindest den Tipo 39 ablöste und wohl recht erfolgreich war, denn er blieb bis 1926 in Produktion.
1921 folgte der nur bis 1922 gebaute Sechszylinder Tipo 55 Avalve, dann gab man bei Itala die Versuche zum Bau von ventillosen Motoren auf. Da nur kurz gebaut, habe ich nur geringen Erfolg und kleine Stückzahlen unterstellt.
Tipo 50 und 51 wurden, beginnend ab 1922, von den 2-Liter-Typen 54 und 56 ergänzt. Der Bau des Tipo 54 Taxi zeigt, daß es der Firma Itala, die bislang Autos der Mittel- und Oberklasse mit sportlicher Note gebaut hatte, jetzt versuchte, neue Märkte zu erschließen. Nach www.drive2.ru handelte es sich um Umbauten aus nicht verkauften Tipi 56, die man schließlich nach Polen absetzen konnte.
Bei dem nach Hedinger von 1924-5 gebauten Tipo 17 Mulet dürfte es sich allerdings um den im 1.Weltkrieg gebauten leichten LKW Tipo 17 Muletto handeln, dessen Name (Mulet = Maulesel) bereits auf ein Nutzfahrzeug schließen läßt. Eine Neuauflage einer Serie dieses LKW in den 20erjahren ist sonst nirgendwo belegt.
Rätselhaft bleibt der angeblich ab etwa 1920 gebaute 6-Zylinder Tipo 24: Bei Hediger wird er gar nicht erwähnt. Auch paßt ein 2-Liter-Sechszylinder nicht in ein Typenprogramm, dessen Hauptstütze damals (1920) ein 2,8-Liter-Vierzylinder-Wagen war: Möglicherweise war es ein nur als Prototyp hergestellter Sport-/Rennwagen, vielleicht Urvater des Tipo 61.
1924 wurde am Pariser Salon der 2-Liter Sechszylinder Tipo 61 vorgestellt, ging aber erst ab Mai 1926 in Produktion, löste den Tipo 51 ab und wurde bis 1932, zum Schluß in ganz geringen Stückzahlen, gebaut. Es gab eine Sportausführung 65S, nach Sedgwick von 1928-30 in 150 Exemplaren gefertigt.
Der Versuch, die Marke mit dem neu konstruierten Tipo 75 zu beleben, scheiterte: Es wurden nur wenige Stück, nach anderer Quelle nur ein Prototyp, gefertigt.
Da ich außer den erwählten Zahlenangaben nichts hatte, habe ich in der vorgenommenen Weise die Produktion geschätzt, wobei ich zur Realisierung einer halbwegs rentablen Produktion eine Mindestfertigung von 100 – 200 Stück pro Jahr unterstellt habe.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Lancia, Turin: Die Typen sind zumindest ab 1923 mit den jährlichen Stückzahlen exakt dokumentiert und ergänzen sich auch stimmig zu der anderenorts angegebenen Gesamtzahl, sodaß sich zur Produktion dieses zweitgrößten italienischen Automobilherstellers in der Zwischenkriegszeit eigentlich jegliche Kommentare erübrigen.
Interessant ist, daß Lancia, deren Produkte noch in den Zwanzigerjahren zur Ober- und Mittelklasse gehörten, spätestens ab 1936 mit Ende der Produktion des Lancia Dilambda in der Oberklasse kein Fahrzeug mehr anbot. Stattdessen produzierte man ab 1933, beginnend mit dem Lancia Augusta, Kleinwagen: Vermutlich fanden sich hier genügend Käufer, die zwar einen Kleinwagen haben wollten, indessen etwas Extravaganteres als einen Fiat, und denen daher die durch ihre großen Autos bekannte Marke Lancia gerade recht kam.
Marino, Padua: Die 1920 als Werkstatt gegründete Firma baute von 1923-7, nach anderer Ansicht von 1924-8 Kleinwagen mit sportlichem Charakter. Nachdem möglicherweise der Betrieb hauptsächlich als Reparaturbetrieb arbeitete, konnte die Produktion in kleinen Stückzahlen nebenher geschehen. Viele werden es –vor allem von den Sport-Versionen- nicht gewesen sein. Ob es nun wirklich knapp 50 Stück, vielleicht auch nur die Hälfte waren: Wer weiß es?
Maserati, Bologna: Die Firma, ab etwa 1950 zu Weltruhm gelangt, baute vor 1945 nur Hochleistungs-Rennwagen in ganz kleinen Stückzahlen als Einzelstücke. Von jedem Typ werden in der Literatur nur Gesamtzahlen genannt: Ob diese, wenn die Produktion sich über mehrere Jahre erstreckte, tatsächlich auf die einzelnen Jahre so verteilte wie von mir angenommen, bleibt offen, kann aber für das Gesamtergebnis angesichts der in jedem Falle minimalen Stückzahl auch dahinstehen.
Meldi, Mailand: Die in Mailand ansässige Firma baute 1927-33 insgesamt 12 Autos mit verschiedenen Fremdmotoren von maximal 1 Liter Hubraum, vermutlich alles Einzelexemplare auf Kundenwunsch. Die Verteilung über die gesamte Produktionszeit verlief sicher nicht mit der von mir angenommenen Regelmäßigkeit von 2 Stück pro Jahr. Da ich es aber nicht konkret besser weiß, blieb mir gar nichts anderes übrig, als zunächst diese Verteilung anzunehmen und dadurch zu zeigen, daß die minimale Produktion beim Gesamtergebnis nicht ins Gewicht fällt.
Meregalli: Siehe Tonello
Mezzo, Turin: Die Firma stellte von 1921-4 unter dem Namen Motocor Triciclo ein Dreirad zur Personenbeförderung (Fahrersitz vorne, zwei Sitze hinten auf einer Bank auf der Hinterachse) in angeblich insgesamt 50 Exemplaren mit 575 oder 750 ccm-Motor her. Mangels anderer Anhaltspunkte habe ich diese 50 Stück in gleicher Weise auf die 575ccm- und die 750ccm-Variante verteilt. Ein vierrädriges 1924 erschienenes Modell mit Namen Edit blieb nach den meisten Quellen ein Einzelstück.
Minima, Mailand: Herstellung eines Kleinstwagens von 1934 bis 1936 in unbekannten, wohl ganz geringen Stückzahlen (oder nur Prototypen?), die Firma ist fast nirgndwo erwähnt.
Motocor (Motovetturetta Carrozata Originale Resistentissima): Siehe Mezzo
MV(Motovetturette Vaghi): Siehe Vaghi
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Nazzarro, Florenz: Der bereits vor 1919 im Automobilbau tätige Rennfahrer baute ab 1919-23 unter dem Namen Tipo 5 in Florenz einen Sport- und Rennwagen, dessen Anzahl übereinstimmend von allen Quellen mit 210 Stück angegeben wird (möglicherweise hat hier einer vom anderen abgeschrieben). Über die genauen Motormaße, Zylinderanzahl und Motorleistung konnte ich bislang nichts herausfinden.
Die von mir vorgenommene Verteilung der Produktionskurve über mehrere Jahre entspricht derjenigen, die wir bei Wagen der Oberklasse häufig finden: Das Auto erscheint im Laufe des ersten Jahres, meist zu der irgendwann im zweiten Halbjahr stattfindenden nationalen Automobil-Ausstellung, und wird sofort von der (sehr eingeschränkten) Käuferschicht bestellt: Jeder möchte es als erster haben, um damit brillieren zu können. Diese Bestellungen werden im zweiten Jahr abgearbeitet (im ersten Jahr schafft man es nicht – die Produktion muß ja erst anlaufen) und führen so zu hohen Stückzahlen im zweiten Jahr. Das Käuferinteresse läßt sodann merklich nach und schläft schließlich völlig ein: Das Auto ist nicht mehr so modern und daher nicht mehr begehrt, die Produktion läßt nach, um schließlich völlig unrentabel zu werden.
Odetti, Mailand: Die von 1922-5 existierende Firma stellte ab 1922 einen Kleinwagen (Tipo 22) her, der 1924 vom Tipo 24 abgelöst wurde.
Über die Produktionszahlen gibt es keine Angaben. Allzu hoch kann sie nicht gewesen sein, sonst wäre sie nicht nach drei Jahren schon wieder eingestellt worden. Grundsätzlich ist nicht auszuschließen, daß sie höher war als angenommen: Wir dürfen nicht übersehen, daß die allgewaltige Firma Fiat erst 1925 in dieser Hubraumklasse ein Konkurrenzfahrzeug anbot, und bis dahin die Konkurrenzfirmen, z.B. Temperino, auch sicher über 100 Stück jährlich herstellten.
Ollearo, Turin: Diese Firma, die hauptsächlich Motorräder herstellte, baute 1934 (und nur in diesem einen Jahr) Dreiräder zur Personenbeförderung: Ob nun die von mir angenommene Zahl oder nur die Hälfte oder auch das Doppelte gebaut wurde, sei dahingestellt: Allzu viele können es nicht gewesen sein, sonst hätte sich die Fertigung rentiert und wäre in den Folgejahren fortgeführt worden.
OM (Offizine Meccaniche), Brescia: Die Firma, im ersten Weltkrieg aus der Firma Züst hervorgegangen, baute ab 1919 zunächst weiterhin ihren wohl erfolgreichen Typ Brixia-Züst 24/35 HP bis 1923 weiter, nahm aber gleichzeitig den Bau eines Kleinwagens Tipo 465 mit 1325 ccm Hubraum auf, der sich über den Tipo 467 bis zum Tipo 469 mit zuletzt 1,7 Liter Hubraum entwickelte.
Als Ergänzung nach oben erschien ab 1924 der Typ 665 Superba mit gleichen Zylinderabmessungen, aber sechs Zylindern, dessen Hubraum ab 1930 von 2 auf 2,2 Liter vergrößert wurde.
Über das Produktionsende gehen, wie so häufig bei italienischen Autofirmen, die Meinungen auseinander: Es liegt irgendwo zwischen 1931 und 1934, nach meiner Vermutung eher bei 1934, als die Firma Fiat –die die Aktienmehrheit irgendwann vorher übernommen hatte- den PKW-Bau bei OM einstellte.
Das Buch von Silva nennt immerhin anhand von Chassisnummern die Produktionszahlen für die Modelle ab 1923, für die Zeit davor habe ich anhand dieser Zahlen eine Schätzung versucht, wobei ich von ab 1919 ständig steigender Produktion ausgegangen bin.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Perfetti, Mailand: Als einziges Fahrzeug wurde von 1921-2 der Tipo Unico in „wenigen Exemplaren“ (wiki) hergestellt, nach Georgano, Beaulieu Encyclopaedia, blieb es bei einem nicht in Serie gegangenen Prototyp.
Prince, Turin: Prince baute ab 1921 einen Tipo 19, gefolgt 1922 vom Tipo 20, bevor 1923 die Produktion wieder eingestellt wurde. Viele können es nicht gewesen sein.
Rapid, Turin: Die 1905 gegründete und auch unter dem Akronym STAR (Società Torinese Automobili Rapid) agierende Firma nahm 1919 den Bau ihres Vorkriegsmodells 10/12 HP Tipo 10 wieder auf, gab ihn aber 1921 auf, die Werkseinrichtungen übernahmen die Firmen SPA und CIP. Meine Schätzungen sind möglicherweise zu hoch.
Restelli, Mailand: Die Firma existierte nur 1920-23, baute 1920 nur Prototypen, 1921 eine „kleine Serie“ (die ich mit 10 Stück annehme) und verschwand 1923 vom Markt. Die tatsächliche Produktion mag halb oder doppelt so hoch gewesen sein wie angenommen.
Ribetti, Turin: Fertigung eines Kleinwagens „Unico“ 1925 bis 1926, möglicherweise nur ein Prototyp. Die Firma wird fast nirgendwo erwähnt.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
SABA (Società Automobili Brevetti Angelino), Mailand: Die Fa. SABA in Mailand baute von 1925-8 (also etwa zeitgleich mit dem etwa gleich großen Fiat 509) ihren Typ Stelvio, dessen Verkauf sich auf den örtlichen Markt beschränkt haben dürfte. Bei der Schätzung der Gesamtproduktion ließ ich mich wie in vergleichbaren Fällen von der Überlegung leiten: Zu groß kann sie nicht gewesen sein, sonst wäre sie fortgeführt worden. Und zu klein kann sie auch nicht gewesen sein, sonst hätte sie schon früher wieder aufgehört.
S.A.M. (Società Automobili Motori), Mailand: Über die 1924 gegründete Firma, die bis 1926 oder 1928 existierte, liegen wenig Informationen vor, außer daß sie 1924 ein von Vaghi konstruiertes Vierradmodell übernahm und einen Kleinwagen mit mehreren Motorvarianten (gleichzeitig oder nacheinander?) baute. Die angenommenen Stückzahlen sind spekulativ und möglicherweise zu hoch.
San Giusto, Triest: Die im bis 1918 österreichischen Triest 1923 gegründete Firma fertigte ca. 20 Kleinwagen, bevor sie 1924 wieder ihre Tore schloß.
SCAT (Società Ceirano Automobilo Turino), Turin: Die 1906 von Giovanni gegründete Firma SCAT führte 1919 zunächst die Produktion der Vorkriegstypen 12-18 HP und 25-35 HP bis 1920 fort und entwickelte aus diesen ab 1921 Nachfolgemodelle.
Ab 1923 wurde ein1,5 l-Typ N150 über mehrere Jahre produziert, bis das Unternehmen 1929 (?) von Fiat aufgekauft wurde und 1932 eine eigenständige PKW-Produktion aufgab. Dieses Fahrzeug wurde ergänzt um einen von 1926-8 produzierten 2,3-Liter-Wagen, der die Typenbezeichnung 250, nach anderer Quelle 230 trug, aber wohl kein Erfolg war. Ob sein Motor dem Ceirano CS entstammte oder eine Neuentwicklung darstellte, bleibt offen.
Anhaltspunkte zur Höhe der Produktion liegen mir nicht vor, sie sind daher grundsätzlich ein reines Phantasieprodukt. Um die Firma, die vor dem 1.Weltkrieg mehrere hundert Autos jährlich produziert hatte, wirtschaftlich über mehr als 10 Jahre betreiben zu können, müssen indessen mindestens gleich viele und vom späteren Kleinwagen sogar noch mehr Autos jährlich produziert worden sein. Letzterer ist wohl mit dem bei Costantino S.21 erwähnten „Tipo 50“ identisch, der ein großer Erfolg („grande successo“) gewesen sein soll, sodaß seine Produktion nicht völlig unbedeutend geblieben sein kann.
Ich habe unterstellt, daß die Tatsache, daß Fiat 1928-9 kein Modell in der 1,5-Liter-Klasse anbot, sich positiv auf die Produktionszahlen ausgewirkt hat: Die oben eingangs diskutierten Gesamtzahlen an jährlich produzierten PKW lassen diesen Schluß zu.
Scirea, Monza: Die Firma fertigte den Tipo Unico und eine dazugehörige Variante Sport zwischen 1924 und 1927. Zu groß kann die gefertigte Anzahl nicht gewesen sein, sonst wäre die Produktion fortgeführt worden. Und zu klein kann sie auch nicht gewesen sein, sonst hätte sie schon früher wieder aufgehört.
SIAM Società Italiana Automobili Milano), Mailand: Die Firma bestand von 1921-23 und produzierte –je nach Quelle- entweder nur einen Prototyp oder eine Kleinserie ihres Zweiliter-PKW.
SIC (Società Italiana Cyclecars), Chiavari: Die Firma produzierte nur 1925 einige Cyclecars mit 500ccm-Motor, vielleicht waren es 10 Stück, vielleicht auch nur 5 oder auch 20 Exemplare.
Silvani & Botta, Mailand: Die von 1920-24 existente Firma baute Autos unter Verwendung von Fiat-Teilen, ist also quasi ein Vorläufer der zahlreichen derartigen in den Fünfzigerjahren entstandenen italienischen Firmen wie Abarth oder Michelotti.
Es gab einen Vierzylinder mit ca.1500 ccm Hubraum, der auf dem Fiat 501 basierte, und einen Achtzylinder mit 2 Litern (?), der angeblich Teile des Fiat 520 Superfiat verwendete. Von ersterem mögen 30 bis 40 Stück gebaut worden sein, von letzterem ist dagegen allenfalls ein, maximal zwei Exemplare denkbar, wenn das Auto nicht auf dem Papier blieb.
SPA (Società Piemontese Automobili), Turin: Die seit 1906 existierende Firma nahm 1919 die PKW-Produktion mit den Vorkriegstypen 14/16 HP und 25/30 HP wieder auf, Schwerpunkt blieb indessen der Lastwagenbau, wobei PKW und LKW teilweise die gleichen Motoren verwendeten. Bei den PKW wurde der 14/16 HP durch den Tipo 23 im Jahr 1920 abgelöst, der bis zum Ende der Firma im Programm blieb, und dessen Motor ab 1924 auch im LKW SPA 25 eingebaut wurde.
Nachfolger des 25/30 HP wurde 1921 durch den Sechszylinder Tipo 24, der sich aber nicht bewährt zu haben scheint: 1924 kehrte man mit dem Tipo 25 zum 4,4-Liter-Vierzylinder zurück. Die Firma kam 1925 oder 1926 zu Fiat und stellte den PKW-Bau ein.
Leider habe ich zum Umfang der Nachkriegsproduktion bei SPA keine brauchbaren Zahlen gefunden (nach Mossner, Handbuch, sollen es 900 Stück im Jahr 1924 gewesen sein – hierin müssen aber die LKW eingeschlossen gewesen sein. Meine Zahlenangaben sind also stark spekulativ.
Die Firma, die vor dem Kriege jährlich zwischen 300 und 500 Autos produziert hatte, muß auch nach dem ersten Weltkrieg –zumindest inklusive LKW- ähnliche Stückzahlen gefertigt haben, um überleben zu können. Der Haupt-PKW-Typ wird ab 1920 der kleinere Tipo 23 gewesen sein: Hierfür spricht auch seine lange Produktionsdauer. Ich schätze daher eine Jahresproduktion von im Schnitt mindestens 200 Fahrzeugen Tipo 23. Vom großen SPA (25/30 HP, Tipo 24 und Tipo 25) werden weniger produziert worden sein, vom Tipo 25 vermutlich nur geringe Zahlen, weil dessen Motor 1925 sicher nicht mehr dem Zeitgeschmack der für ein so großes Auto zwangsläufig entsprechend anspruchsvollen Kundschaft entsprach.
Stanguellini, Modena: Die ab 1936 bestehende Firma, die ab 1938 Sport- und Rennwagen produzierte, war die erste der zahlreichen meist nach dem 2.Weltkrieg entstandenen Firmen, die Sportwagen mit getunten Fiat-Motoren baute. Die Webseite der Firma enthält zwar zu jedem Modell die technischen Daten, aber leider -außer für den 2800 – keine Stückzahlen, sodaß ich insoweit schätzen mußte: Für 1938 habe ich 10 Fahrzeuge, für 1939 das Doppelte angenommen. Im Juni 1940 trat Italien in 3den Krieg ein, ab diesem Zeitpunkt wird niemand mehr Sportwagen bestellt oder ausgeliefert haben. Die Zahl der 1938-40 produzierten Fahrzeuge mag halb oder auch doppelt so hoch gewesen sein wie von mir geschätzt. In jedem Fall ist vom 2800 Sport nur 1 Stück gefertigt worden.
Die Familie Stanguellini unterhält ein kleines Museum – vielleicht gibt es auch noch sonstige Unterlagen, die eines Tages veröffentlicht werden und eine klarere Aussage erlauben.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle
Tau u. Rubino, Turin: Im Jahr 1920 entstand der Rubino, ein 2,3-Liter-Vierzylinder-Sportwagen, von dem aber (vermutlich infolge der katastrophalen wirtschaftlichen Lage, in der sich Italien nach dem 1.Weltkrieg befand) 1920-23 nur wenige hergestellt wurden: Ich schätze die Anzahl auf etwa 12 Stück, vielleicht waren es auch doppelt so viele, vielleicht auch nur die Hälfte. Als Rubino seine Tore schloß, übernahm die Firma Tau die Konstruktion, und infolge erheblich besserer Wirtschaftslage konnten von 1924-6 (oder von 1925-7, je nach Quelle) 100 Stück gebaut werden, ehe auch Tau seine Tore schloß.
Temperino, Turin: Auch ein schwieriges Kapitel, zumal nicht klar ist, ob die Firma bereits 1910 oder erst 1919 mit dem Serienbau von Automobilen begann, und ob dieser 1924 oder 1925 endete. Insgesamt sollen von dem Kleinwagen, der zuerst von einem 800ccm-Motor, später von einem 1000ccm-Motor angetrieben wurde, von 1919-24/5 ca. 1.000 Stück hergestellt worden sein, was einem Jahresdurchschnitt von ca. 200 Autos entspricht – nach anderer Auffassung waren es aber nur ca. 80 Autos im Jahr.
Tonello, Mailand: Von dem 1,7l-Sportwagen können 1921-3, also mitten in der schlimmsten italienischen Nachkriegs-Wirtschaftskrise, nur wenige produziert worden sein.
Trubetzkoy: Siehe Fadin
Vaghi, Mailand: Die Firma stellte von 1920-24 Dreiräder zur Personenbeförderung mit verschiedenen Motoren her. Ob die Produktion wirklich so minimal war, wie in der Beaulieu Encyclopaedia behauptet, oder ob dies eine englische Sichtweise ist, die aufgrund der Tatsache gewonnen wurde, daß nur zwei Fahrzeuge dieser Firma nach England exportiert wurden, bleibt offen. Ich selbst bin jedenfalls von etwas mehr Autos im Jahr (wenn auch nicht überragend vielen) ausgegangen.
Italien, PKW-Produktion 1919 – 1945, Tabelle