Belgien – PKW 1919 – 45

Allgemeine Gesamtstatistik:

Für die Zeit 1923 – 37 liefern „Tatsachen und Zahlen aus der Kraftverkehrswirtschaft“ eine Gesamtstatistik aller in Belgien jährlich gebauten PKW. Andererseits gibt es belgische Statistiken, die nicht zwischen PKW und LKW, sondern zwischen Kraftfahrzeugen heimischer Marken („marques belges“) und Montage ausländischer Marken („marques étrangères“) unterscheiden. Diese Statistik existiert für die Zeit 1922 bis 1939, wobei die für die belgischen Marken für 1922 bis 1924 offensichtlich Schätzungen darstellt, wie die glatten Zahlen nahelegen.
Zur Umgehung von Importzöllen gingen etliche ausländische Firmen dazu über, in Belgien Montagefabriken zu errichten, die die aus dem Ausland gelieferten Teile nur noch montierten (und die daher hier nur pauschal aufgeführt sind): Ford 1922, Citroen 1924, General Motors 1925, Renault 1926 und Chrysler 1928.

Literatur: Siehe Belgien, Einführung. Spezielle Literatur zur Geschichte einzelner Marken findet sich in der Spalte „Bemerkungen“.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

Die einzelnen Automobilmarken:

A.D.K. (Automobile De Kuyper), Brüssel: Die Firma existierte von 1922 bis 1931 Sie baute Automobile „in geringer Stückzahl“. Angesichts der Existenz über immerhin 10 Jahre habe ich eine Produktion von rund 100 Autos pro Jahr angenommen, zum Schluß infolge der Wirtschaftskrise nach 1929 stark abfallend.

Astra: Siehe Juwel

ALP: Siehe Soméa

Belga, Brüssel: Die 1919 neu gegründete Firma konstruierte  einen Kleinwagen-Prototyp, von dem 1920 zwei Exemplare ausgestellt wurden. Das Auto hatte offenbar zahlreiche Kinderkrankheiten, die den Anlauf der Produktion 1921 verhinderten. Als diese beseitigt waren, war offenbar der Ruf der jungen Marke so ruiniert, daß die Produktion irgendwann 1922 eingestellt wurde. Ich habe daher geschätzt wie angegeben, ob es vielleicht mehr Autos waren, wird vermutlich immer unbekannt bleiben.

Belga Rise, Gent: Unter diesem Namen lief von 1930-38 die Lizenzfertigung des französischen Sizaire mit einem Schieber-Motor. Ein größerer Teil der Fertigung ging an die belgische Armee, vielleicht auch an Behörden: Vermutlich sollte damit die notleidende Firma gestützt werden. Ich habe angesichts der Größe der Wagen den jährlichen Ausstoß auf etwa 20 bis 30 Fahrzeuge geschätzt und die zusätzlich gelieferten Fahrzeuge für die Armee hinzugezählt.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

D’Aoust, Anderlecht: Produktion von 1912-27. Die Produktion blieb  immer sehr gering, selbst wenn man das Vorkriegsangebot (Sport- und Rennwagen in Einzelanfertigung) offenbar nach dem Krieg modifizierte und auch Lieferwagen anbot.

Daniel: Ein nur 1920 angebotener Kleinwagen. Produzierte Anzahl unbekannt – 5 oder vielleicht 10 Stück, vielleicht auch nur ein Prototyp.

Dasse, Verviers: Diese wohl älteste belgische Automobilmarke fertigte ab 1919 PKW nur noch in ganz geringer Anzahl in wenigen Stück pro Jahr und beschränkte sich im übrigen auf die Herstellung von Nutzfahrzeugen.

De Wandre, Brüssel: Produktionszeit 1924-25: Der in die Jahre gekommene, aber auch in Belgien montierte und zahlreich verkaufte Ford T erhielt bei De Wandre ein moderneres Fahrgestell. Produktionszahl unbekannt und hier auch nicht geschätzt, da es sich nicht um die vollständige Neufertigung eines Autos, sondern nur um den Umbau bereits produzierter PKW handelt.

Demati, Ixelles: Ein Kleinwagen, 1936 mit Hinterrad-Lenkung vorgestellt und, da das Publikum derartigen Neuerungen weniger aufgeschlossen ist als der Erfinder, nicht verkäuflich. Auch ein 1938 vorgestelltes Fahrzeug mit Vorderradlenkung wurde nur in einem oder mehreren Prototypen gebaut.

Diable, Herstal: Kleinwagen mit unbekannten Daten, Produktion 1922-23 oder nur 1923 in unbekannter Anzahl.

DS (Dewaet-Stoewer), Brüssel: Produktion von 1934-35 (oder bis 1936?), Lizenzfertigung des deutschen Stoewer Greif V8  und möglicherweise auch des R 150 und in sehr geringer Zahl.

Dunamis: Siehe Miesse

Eclipse, Ligny: Fertigung 1922-23 in unbekannter Anzahl. Verwendung vieler Fremdteile (in den USA hätte man von „assembled car“ gesprochen). Viele können es nicht gewesen sein. Schließlich war das nahe Brüssel und die industriereiche Umgebung ein brauchbarer Markt, und die Firma hielt sich immerhin zwei Jahre. Oder war es doch nur die Hälfte der von mir geschätzten Zahl?

Emmel, Brüssel: Eine weitere Firma, die sich 1925-26 mit dem Umbau von Ford T befaßte. Auch hier habe ich eine Produktionszahl nicht zu schätzen versucht, da es sich nicht um die vollständige Neufertigung eines Autos, sondern nur um den Umbau bereits produzierter PKW handelte.

Escol, Châtelet b. Charleroi: Fertigung 1926-29. Der  nur 1926 gefertigte Typ mit Fivet-Motor soll in 4-5 Exemplaren, der später gefertigte mit Chapuis-Dornier-Motor in „wenigen“ Stücken gefertigt sein: Ich habe auch hier max. 5 Stück pro Jahr angenommen.

Excelsior, Brüssel: Die bis 1931 noch existente Firma produzierte Wagen der Oberklasse mit sportlicher Note, angeblich im Schnitt hundert Stück im Jahr. Für 1924 und 1925 sind konkrete Verkaufszahlen überliefert, die darauf hindeuten, daß ab 1925 die Produktion jährlich sank.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

F.D.( Florent Depuydt)., Roeselare: Fahrradhersteller, Automobilproduktion von 1922-25 oder länger. Ich habe die Produktion des Kleinwagens mit insgesamt etwa 90 Stück angenommen, da dieser Wagen sich am besten in das bisherige Angebot (Fahrräder) einfügte,  die des 1,5-Liter-Wagens etwa mit der Hälfte. Es mag auch nur die Hälfte, vielleicht auch das Doppelte der von mir geschätzten Anzahl gefertigt worden sein. Der Zwei-Liter-Wagen wird wohl in nur ganz wenigen Stücken hergestellt worden sein.

Feyens, Brüssel: Fertigung eines Kleinstwagens mit Dieselmotor. Einige Prototypen 1936-39, keine Serie.

Flaid (Fabrication Liégeoise Automobile Isidore Depiroix), Lüttich: Fertigung dieses Kleinwagens 1919 bis Anfang/Mitte 1920 in unbekannter Anzahl. Viele können es in der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht gewesen sein. Möglicherweise wurde auch eine Serienproduktion nie aufgenommen, es blieb bei einem oder mehreren Einzelexemplaren.

Flostroy, Gent: Herstellung 1923-26 in unbekannter Zahl. Angesichts der Tatsache, daß Dreiräder zum Lasten-, aber auch Personentransport sich in den Zwanzigerjahren als billiges Verkehrsmittel einer gewissen Beliebtheit erfreuten, habe ich hier eine Produktion von etwas über 100 Stück in vier Jahren angenommen, es können aber auch weniger gewesen sein.

F.N., Herstal: Die Herstellung von PKW lief Ende der Dreißigerjahre, weil unrentabel, aus. FN ist eine der wenigen belgischen Marken, bei der die Stückzahlen der einzelnen Typen insgesamt –wenn auch nicht nach einzelnen Jahren aufgeteilt- nachgewiesen sind. Weitere Kommentare sind daher nicht erforderlich. Eine gute Zusammenstellung findet sich auch bei http://www.fn-ig.de/fahrzeuge/automobile/index.html

Ford-Sourbaisse, Brüssel: Eine weitere Firma, die sich 1922-23 mit dem Umbau von Ford T befaßte. Auch hier habe ich eine Zahl der gefertigten Fahrzeuge nicht zu schätzen versucht, da es sich nicht um die vollständige Neufertigung eines Autos, sondern nur um den Umbau eines bereits produzierten PKW handelte.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

Imperia, Lüttich: Die letzte 1939 noch bestehende Firma für PKW in Belgien. Bis 1923 baute man weiter die recht großen Vorkriegstypen, wobei die Produktion frühestens Ende 1919 wieder einsetzte und gering war: von Ende 1920 bis Mitte 1923 wahrscheinlich nicht mehr als 200 Fahrzeuge. In 170 Exemplaren und damit nennenswerter Stückzahl wurde lediglich der Abadal, ein in belgisch-spanischer Zusammenarbeit entstandener Sportwagen, gefertigt.
1925 (oder schon 1923?) entstand ein Kleinwagen mit Schiebermotor, von dem bis 1934 immerhin 2.710 Stück gefertigt wurden, und von dem es Ausführungen mit 1,6-Liter-Motor (1926 oder 1927-34 in 661 Exemplaren) und auch noch mit größeren Motoren in ungenannter Stückzahl gab. Möglicherweise ist die mir vorliegende Typenliste auch nicht vollständig.
Ab 1934 wurden Adler-Modelle (Trumpf Junior, Trumpf, Trumpf 2-Liter) in größeren Stückzahlen gefertigt. Die Produktion dieser Modelle dauerte bis 1942, also weit in die Kriegszeit: Vermutlich verbaute man so bereits bis 1940 hergestellte Teile, und zwar von einem Autotyp, der auch in der Wehrmacht als eingezogenes Fahrzeug benutzt wurde.

Jeecy-Vea, Brüssel:  Motorradfabrik, die 1926 auch kurzzeitig einen Kleinwagen baute: Ob, wie von mir geschätzt, in 10, oder vielleicht auch in nur 5 oder auch 15 Exemplaren, lassen wir offen.

Juwel, Herstal: Produktion von 1922-28 (oder 23-27?), ein Kleinwagen „in recht großen Stückzahlen“, die ich mit etwa 100 bis 300 pro Jahr geschätzt habe: Mehr hätte eine teilweise größere Produktion als die des zeitgleich gebauten Imperia bedeutet – das schien mir zu viel, weniger hätte wohl  kaum ausgereicht, einen wirtschaftlichen Betrieb über mehrere Jahre aufrechtzuerhalten. Ab 1929-31 fertigte die Firma unter dem Namen Astra in Lizenz den französischen Tracta mit Frontantrieb in wohl recht geringer Anzahl – die Zeit war für einen Frontantriebwagen noch nicht reif.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

Métallurgique, Marchienne-au-Pont: Diese angesehene Firma der Vorkriegszeit stellte insgesamt 1919 knapp 200 Fahrzeuge her, während viele andere belgische Firmen noch nicht an eine Neuproduktion denken konnten: Möglicherweise hatten die Werkanlagen im Krieg wenig gelitten. Die produzierten Autos waren im wesentlichen Vorkriegstypen. Die Produktion dieser Vorkriegs-PKW wurde spätestens 1923 eingestellt, stattdessen brachte man einen Zweiliter-Wagen heraus, der sich anfänglich gut verkaufte und bis zum Ende der Firma in Produktion blieb. Durch Hinzufügen zweier weiterer Zylinder entstand aus dem Zweiliter-Wagen 1923 ein Dreiliter-Wagen, der aber angeblich nie in Serie ging (oder doch? – die Quellen sind hier widersprüchlich). Für 1924 und 1925 sind jährliche Gesamtstückzahlen überliefert, die für 1925 -wenn sie stimmen- dürften die Produktionsspitze der Nachkriegszeit darstellen, danach muß die Produktion rasch gesunken sein.

Miesse, Brüssel: Bevor die Firma 1926 den PKW-Bau als unrentabel einstellte, fertigte sie jährlich etwa 50 Fahrtzeuge (einschließlich LKW!), hiervon wollen wir die Hälfte als PKW der verschiedensten Klassen annehmen. Die von mir geschätzten Zahlen halte ich eher für zu hoch als zu niedrig geschätzt, da sich Miesse mehr und mehr dem Nutzfahrzeugbau – und hier in erster Linie Aufbauten- zuwandte und PKW möglicherweise nur noch auf besondere Bestellung herstellte. Zusätzlich produzierte man 1922-23 6 Stück des Achtzylinders Dynamis.

Minerva AK 32 CV von 1928, Louwman-Museum

Minerva, Antwerpen: ein schwieriges Kapitel. Produktionszahlen für einzelne Typen fehlen üblicherweise. Seit Fertigstellung einer neuen Fabrik in Mortsel 1924 scheint die Jahresproduktion regelmäßig bei mindestens 2.000, bisweilen bis an 3.000 Stück gelegen zu haben. 1926 betrug die Produktion des kleinen 2-Liter-Typs AH bis zu 50 Stück pro Woche und bestätigt die Regel, daß die meisten Exemplare einer Firma (ca. 2/3 bis ¾ der Jahresproduktion) vom jeweils kleineren Typ gebaut werden. Von den großen Sechszylindern mit über 5 Litern Hubraum dürften dagegen recht wenige gefertigt worden sein, selbst wenn diese den Ruhm und das Ansehen der Marke begründeten. Auf diese Weise habe ich die hier angenommenen Stückzahlen geschätzt.
Minerva, dessen Hauptmarkt die USA und das sonstige Ausland waren, wurde durch die Wirtschaftskrise von 1929 schwer angeschlagen und konnte sich hiervon nicht mehr erholen, die Firma mußte 1934 Konkurs anmelden und ging 1935 an Imperia. Der PKW-Bau wurde 1935 eingestellt, bis etwa 1938 noch einzelne Exemplare aus überzähligen Teilen zusammengeschraubt und an besonders treue Kunden verkauft. Danach fertigte man unter dem Namen Minerva nur noch Nutzfahrzeuge bis 1957.
Insgesamt ist gleichwohl Minerva die mit Abstand größte belgische Automobilmarke zwischen den Kriegen. Eine ausführliche Firmengeschichte findet sich unter http://www.automania.be/fr/auto/minerva-b/minerva-historiques/minerva-story, einige interesante Photos gibt es bei https://www.minervacars.com/en/history,

Moustique, Etterbeek: 2-Zylinder-Kleinstwagen, Prototyp 1925, Produktion 1926-27, 1926 um einen Vierzylinder ergänzt. Es mögen insgesamt 40 Stück, vielleicht auch nur die Hälfte davon, produziert worden sein.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

Nagant, Lüttich: Stellte neben Waffen auch ab 1919 zunächst wieder PKW her, aber offenbar nur in geringer Anzahl. Lediglich der 1922 herausgekommene Typ 15 CV wird als „ziemlich erfolgreich“ bezeichnet, er blieb bis 1925 (oder 1926?) im Programm. Ich habe seine Anzahl daher insgesamt höher und wie angegeben geschätzt.

1928 wurde die PKW-Produktion an Imperia verkauft, die Nagant-Fahrzeuge teilweise noch bis 1929 aus Restbeständen zusammenschraubte.
Auch das Waffengeschäft lief nach 1919 schlecht, da solche bei den Siegermächten noch aus der Kriegszeit in Übermaß vorhanden waren und die Verlierer solche nicht beschaffen durften. Der Staat Polen, 1919 noch ohne jede Rüstungsindustrie, kaufte 1928 die vorhandenen Maschinenanlagen.

Novelty, St.Gilles, Brüssel: Eine weitere Firma, die sich, und zwar 1924-25, mit dem Umbau von Ford T befaßte. Auch hier habe ich eine Produktionszahl nicht zu schätzen versucht, da es sich nicht um die vollständige Neufertigung eines Autos, sondern nur um den Umbau von bereits produzierten PKW handelte.

Pipe, Brüssel: Für die Nachkriegszeit sind ein Dreilitertyp, von dem zweifelhaft ist, ob er in Serie gebaut wurde, und der 60/80 CV Typ 451 mit 9 Litern Hubraum –von dem auch kaum Exemplare gebaut worden sein können- aufgeführt. Die Nachkriegsproduktion beschränkte sich daher –sollte diese Typenliste vollständig sein- auf maximal 10 Exemplare, ab 1924 baute Pipe nur noch LKW.

P.M.(Pierre Mullejans), Lüttich: Automobilherstellung 1921-27 (oder 21-23?). Das Modell D war ein Lizenzbau des britischen Carrow 11.9, etwa 50 Stück pro Jahr. Mit Carrow bestanden enge Geschäftsbeziehungen, P.M. kaufte 1923 die englische Firma auf und schloß sie, um nur noch in Belgien zu produzieren (möglicherweise vor allem für den britischen Markt). Das Modell F, eine eigene Entwicklung mit 1,5 Liter-Motor (möglicherweise Cime), löste das Modell D 1924 ab. Da die Firma 1927 den Automobilbau einstellte, kann von spätestens ab 1926 sinkenden Stückzahlen ausgegangen werden.

P.M (Paul Marchand), Melle b.Gent: Ein Kleinwagen mit verschiedenen Motoren und sonst unbekannten Daten, von dem zwischen 1919 und 1923 ca. 100 Stück hergestellt worden sein sollen. 1919 können noch nicht viele produziert worden sein und 1923 auch nicht mehr viele, da man sonst die Produktion fortgeführt hätte.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle

R.& D.( Richard & d’Haegeleer), Lüttich: Ein nur 1922 in unbekannter Anzahl  mit unbekannten Daten gebautes Cyclecar: 5 Stück, vielleicht auch 10, vielleicht auch nur ein Prototyp.

Renault, Vilvoorde: Diese französische Firma errichtete ein Zweigwerk, in dem ab 1931 die kleineren Renault-Modelle hergestellt wurden. Über die Zahl habe ich nichts gefunden, wahrscheinlich handelte es sich zudem nur um Montage in Frankreich bereits vorgefertigter Automobile, die dort schon bei der Produktion mitgezählt sind.

SACA, Etterbeek: Noch eine Firma, die sich 1924-25 mit dem Umbau von Ford T befaßte. Auch hier habe ich eine Produktionszahl nicht zu schätzen versucht, da es sich nicht um die vollständige Neufertigung eines Autos, sondern nur um den Umbau eines bereits produzierten PKW handelte

SAVA (Societé Anversoise pour la fabrication de Societé Voitures), Antwerpen: Die vor dem Krieg bereits bestehende Firma begann erst 1921 wieder mit dem Automobilbau. Der 20 CV war eine Fortführung des 24/30 CV der Vorkriegszeit und hatte dessen Motor, wird sich also, weil als unmodern empfunden, nicht sonderlich gut verkauft haben, zumal er als Wagen der gehobenen Mittelklasse in dem durch Kriegsereignisse verarmten Belgien kaum Abnehmer finden konnte und auch in den USA nach dem Wirtschaftsboom der Kriegsjahre jetzt die unvermeidliche Krise einsetzte. Die Produktion dieses Typs, über deren Zahl keine Angaben vorliegen, wird also gering gewesen sein. 1922 wurde er von einem 2-Liter-Typ 15 CV abgelöst, von dem aber nur wenige hergestellt worden sein sollen (50 Stück?), bevor die Firma 1923 von Minerva aufgekauft wurde.

SCH (Sans Chocs Herculette), Lüttich: Ein Stück dieses kleinen Sportwagens auf dem Brüsseler Salon 1927 ausgestellt. Ob je eine Produktion erfolgte und, wenn ja, wie viele und in welcher Zeit, wird in den Quellen nicht gesagt.

Soméa, Brüssel: Der Wagen wurde ab Ende 1919 produziert und hatte, weil preisgünstig und gut aussehend, einigen Erfolg, bis sich herausstellte, daß der Preis um 50% zu niedrig kalkuliert war. 1921 erschien ein verbessertes Modell, das seinerseits Anfang 1922 von einem im Dez.1921 vorgestellten 2-Liter-Typ abgelöst wurde. Im Dez. 1923 wurde die Produktion eingestellt. Wenn wir annehmen, daß 1919 noch 5 Stück, 1920 insgesamt 30 Stück und im Frühjahr 1921 nochmals 5 Stück produziert wurden, 1921 vom 12/18 CV 35 Stück, 1922 vom 2-litre 30 Stück und 1923 davon nochmals die Hälfte, so kommen wir auf die errechneten Stückzahlen. Es mögen auch doppelt so viele gewesen sein, je nachdem, was man unter „einigem Erfolg“ versteht.

Speedsport, Schaarbeek: Eine Firma, die sich recht lange (1923-27) mit dem Umbau von Ford T befaßte, indem sie dessen Motor „frisierte“, wie wir dies heute nennen würden. Auch hier habe ich eine Produktionszahl nicht zu schätzen versucht, da es sich nicht um die vollständige Neufertigung von Autos, sondern nur um den Umbau  handelte

Springuel: Siehe Imperia

Torpille: Dreirädriger Kleinwagen, von dem 1920 „nur wenige“ produziert wurden: 5 Stück?

T.V.D.( Thiriar/Van den Daele), Ixelles: Automobilhändler, der auf Kundenwunsch auch Automobile verschiedener Größen mit Fremdmotoren in Einzelanfertigung baute. Insgesamt sollen zwischen 1920 und 1922 etwa 50 Autos gebaut worden sein.

Belgien, PKW 1919-45 – Tabelle