Österreich – LKW und sonstige Kraftfahrzeuge 1919 – 1945

]Allgemeine Gesamtstatistik:
Es gibt zumindest für die Jahre 1925 bis 1938 eine Gesamtstatistik der jährlich gefertigten LKW. Die für das Militär gefertigten LKW sind darin aber höchstwahrscheinlich nicht enthalten, sie habe ich gesondert geschätzt: Die Lieferungen an das österreichische Bundesheer sind bei Spielberger dokumentiert.
Die Zahl der 1920 bis 1924 gefertigten LKW habe ich wie folgt geschätzt:
Ich bin davon ausgegangen, daß vom LKW-Bestand jedes Jahr 1/10 ersetzt werden müsse (damit wäre die durchschnittliche Lebensdauer eines LKW damals 10 Jahre). Damit ergab sich folgende Formel für die jährliche Mindest-LKW-Fertigung: 1/10 des Vorjahresbestandes zuzüglich Export abzüglich Import.
Über die „sonstigen Fahrzeuge“ gibt es keine Produktionsstatistiken.

Österreich wurde mit dem Anschluß im März 1938 deutsches Reichsgebiet, hörte also als politische Einheit auf zu bestehen. Ich habe die Produktionsangaben für die (ehemals) österreichischen Firmen gleichwohl auch für die Folgezeit bis 1945 fortgeführt, um die kontinuierliche Entwicklung der Firmen und ihrer Produktion aufzuzeigen – eine irgendwie geartete politische Aussage (daß z.B. der Anschluß nichtig sei o.ä.) ist damit nicht verbunden. Um indessen der ab 1938 geänderten politischen Situation Rechnung zu tragen, habe ich die gleichen Produktionsangaben auch bei „Deutschland“ für die Zeit 1938-45 nochmals aufgeführt.

 Literatur: Siehe Österreich, Einführung. Ferner:
Lipp, Hans (Hrg.): Kraftfahrzeuge in Deutschland 1930 – 1940, Baujahre u. Chassisnummern, München 2017, ,(KiD) enthält zu zahlreichen auch österreichischen Firmen die sonst nicht mehr vorhandenen Chassisnummern und ermöglicht damit eine Bezifferung der Produktion.
Spezielle Literatur zur Geschichte einzelner Marken findet sich in der Spalte „Bemerkungen“.

Österreich, LKW und sonstige Kraftfahrzeuge 1919 – 1945, Tabelle

Die einzelnen Automobilmarken:

Austro-Daimler, Wiener-Neustadt: Stellte ab 1919 den LKW-Bau zunächst ein und beschränkte sich auf große PKW mit sportlichem Charakter. Als infolge der Weltwirtschaftskrise dieses Geschäft nicht mehr florierte, begann man wieder mit der LKW-Fertigung, deren Umfang bis 1935 gut dokumentiert ist. 1935 kam die Firma zu Steyr, gleichwohl ist –um die Kontinuität zu zeigen- die Produktion der aus dem Hause Austro-Daimler stammenden Typen weiter unter „Austro-Daimler“ aufgeführt.

Austro-Fiat/ÖAF, Wien-Floridsdorf: Dank KiD konnten etliche vorhandene Wissenslücken geschlossen werden, sodaß die Produktion einigermaßen schlüssig erfaßt scheint.

Fross-Büssing/MAN, Wien: Anhand des Werkes „KiD“ konnte die Produktion bis 1939 halbwegs nachvollzogen werden. Ab etwa 1938 wurden statt Büssing MAN-LKW in Lizenz gefertigt, auch hier ist aber die Informationslage dünn. Zumindest die bei Oswald behaupteten Produktionsmengen kann ich nicht nachvollziehen. Eine Schätzung der Gesamtproduktion habe ich versucht.

Gräf & Stift, Wien: Auch hier ist die Quellenlage für die Zeit vor 1938 ausgesprochen dünn, die jährliche Produktion konnte auch anhand  des Werkes „Baujahre der Kraftfahrzeuge“ nur teilweise nachvollzogen werden, da die Chassisnummernfelder häufig zahlreiche Typen umfassen: Offenbar ging Gräf & Stift erst sehr spät zum Serienbau über. Bei den einzelnen Typen sind aufgrund unterschiedlicher Typenbezeichnungen Doppelnennungen möglich.

Österreich, LKW und sonstige Kraftfahrzeuge 1919 – 1945, Tabelle

ÖAF (Österreichische Automobil-Fabrik): Siehe Austro-Fiat

Perl, Wien-Liesing: LKW-Produktion von 1911 bis 1931, dann zu Gräf & Stift. Diese führten die Produktion weiter, sie ist daher -um die Kontinuität aufzuzeigen- weiterhin unter Perl aufgeführt, obwohl die Firma streng genommen nicht mehr existierte und die LKW als „Gräf & Stift“ in den Verkehr gebracht wurden.
Zunächst scheint 1919 der 2,5-Tonner-Subventionstyp aus der Kriegszeit weiter gebaut worden zu sein, ab etwa 1924/5 ersetzte man ihn durch modernere Typen, baute ebenfalls kleine Lieferwagen auf Basis des Kleinwagens Suprema. In den späten Zwanzigerjahren Verwendung amerikanischer Motoren. Auch für Zusammenstellung von Produktionsziffern bei Perl erwies sich KiD als sehr hilfreich.

Saurer/GWA (Gemeinschaft Wiener Automobilfabriken), Wien: Auch hier ist die Quellenlage für die Zeit vor 1938 ausgesprochen dünn, die jährliche Produktion konnte nur anhand  des Werkes „Baujahre der Kraftfahrzeuge“ bis 1939 halbwegs nachvollzogen werden. Bei den einzelnen Typen sind aufgrund unterschiedlicher Typenbezeichnungen Doppelnennungen möglich. Ab 1939 ist die Produktion durch die Akten des Deutschen Bundesarchivs einigermaßen nachvollziehbar dokumentiert. Ab 1944 änderte die Firma ihren Namen in G.W.A. (Gemeinschaft Wiener Automobilfabriken) und fertigte statt des Saurer SGA 4500 den gleich großen Mercedes 4500 A.

Steyr, Steyr: LKW-Bau seit 1922. Die Produktion ist nach Typen und Jahren optimal überliefert und bedarf keiner Erläuterung.

WAF (Wiener Automobil-Fabrik), Wien: Neben PKW auch Fertigung von LKW bis zum Konkurs der Firma 1925: Umfang der LKW-Produktion und gebaute Typen etc. nicht bekannt.

Österreich, LKW und sonstige Kraftfahrzeuge 1919 – 1945, Tabelle

Lastendreiräder:

Krauseco, Wien : Werkzeugmaschinenfabrik. Bau von Lastendreirädern 1926 bis 1939, 1939 wurden noch 4 Fahrzeuge zugelassen: Hieraus ist zu schließen, daß es sich um ganz geringe Stückzahlen handelte, der Dreiradbau also immer neben dem Werkzeugmaschinenbau (dem man ofenbar heute noch nachgeht) nur ein Nebenerwerb war. Produktionszeiten der einzelnen Typen überliefert, Umfang im übrigen entsprechend geschätzt.

Monos, Wien: Bau eines Lastendreirades 1926 bis 1929 in unbekannten Stückzahlen, 1929 wurde die Firma von Krauseco übernommen. Die Firma hat mit der deutschen Firma Monos, die ebenfalls Lastendreiräder herstellte, nichts zu tun.

Rosenbauer, Linz: Bau von Feuerwehraufbauten für LKW. Daneben Produktion eines Lastendreirades 1935 bis 1938 in 200 bis 300 Stück.

Zugmaschinen:

Austro-Daimler produzierte die schwere Artillerie-Zugmaschine Austro-Daimler M17 ab 1919 wohl nicht mehr, stattdessen aber noch eine „Pferd“ genannte Zugachse, die zum Ziehen von Feldgeschützen konstruiert worden war und jetzt in der Landwirtschaft verwendet wurde.
1935-37 wurden insgesamt 30 schwere Zugmaschinen ADAZ für das österreichische Bundesheer gebaut.

Austro-Fiat und Puch, die beide im 1. Weltkrieg die Lizenz-Produktion des Laurin-Klement  Excelsior-Motorpfluges aufgenommen hatten, stellten diesen noch einige Zeit nach Kriegsende in unbekannter Anzahl her.

Perl fertigte einen ursprünglich wohl für militärische Zwecke konstruierten Traktor von 1919 bis etwa 1923/4 in bescheidenen Stückzahlen.

Epple & Buxbaum, eine ursprünglich in Augsburg ansässige Firma, begann 1939 in Wels mit der Produktion des Traktors Aquila mit 22PS-Deutz-Motor, ab 1942/3 erhielt das Fahrzeug einen 25PS-Motor mit Holzgas-Generator. Die Stückzahlen sind im Deutschen Bundesarchiv relativ vollständig dokumentiert.

Saurer produzierte im Auftrag der Wehrmacht die Eintonner- und Achttonner-Zugmaschine (SdKfz.10 bzw. SdKfz.7) in im Bundesarchiv gut dokumentierten Stückzahlen.

Steyr und Gräf & Stift bauten ab 1942/3 den Raupenschlepper Ost (RSO), auch hier sind die Stückzahlen im Deutschen Bundesarchiv gut dokumentiert.

Österreich, LKW und sonstige Kraftfahrzeuge 1919 – 1945, Tabelle

Panzerfahrzeuge:
Saurer fertigte einen schweren Panzerspähwagen ADGZ und daneben Prototypen eines leichten Panzerspähwagens ADSK in bekannten Stückzahlen.
Saurer produzierte 1938 bis 1940 in 140 oder 145 Exemplaren ein leicht gepanzertes Räder-/Raupenfahrzeug „RR7/2“ (SdKfz.254).
In den Niebelungenwerken in St.Valentin lief ab 1941 die Produktion des Panzers IV in verschiedenen Varianten, die in den Quellen genannten Stückzahlen sind hier teilweise widersprüchlich. Dazu wurde ab Ende 1944 der Jagdpanzer IV/70 (A) L/70 sowie der Sturmpanzer IV „Brummbär“ gefertigt. Das Werk war außerdem einziger Hersteller des Jagdtigers I und II.

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